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Der Dichter Peter Handke am Tag der Verkündung des Literaturnobelpreises an ihn in seinem Garten in Chaville bei Paris.

Foto: AP Photo/Francois Mori

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Peter Handke begrüßt nach vier Stunden allein im Wald die Presse zum Fototermin.

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Peter Handke hat alles daran gesetzt, die Klischees, die über ihn im Umlauf sind, zu erfüllen. Nachdem ihn heute der Anruf der Schwedischen Akademie ereilte, ist er in den Wald gegangen: "Ich bin durch die Wälder geeiert, wie ich es eigentlich vorhatte." Das sagte er am Donnerstagnachmittag beim ersten Telefongespräch, das er nach seinem vierstündigen Spaziergang entgegennahm.

"Ich bin gerade nach Hause gekommen und bin etwas müde. Ich weiß nicht, ob das Telefon oft geläutet hat, ich war jetzt vier Stunden unterwegs", sagte der neue Nobelpreisträger. Die Schwedische Akademie hatte Glück, ihn zu erreichen. "Gegen 12 Uhr hat das Telefon geläutet und ich dachte, es ist ein amerikanischer Anwalt, mit dem ich mich in Den Haag treffen werde. Ich wollte gerade weggehen. Ich habe mich gefreut. Aber danach bin ich weggegangen."

"Gute Miene zum nachlässigen Spiel"

Als er nun nach Hause kam, wartete bereits eine Journalisten-Traube vor seiner Gartentüre. "Ich kann mich ja nicht ins Haus schleichen. Ich bin jetzt auf eine seltsame Weise ein öffentlicher Mensch, wenn so etwas eintritt. Ich kann nicht sagen, dass es mir Spaß macht, die meisten Fragen machen mir keinen Spaß. Ich versuche halt, gute Miene zum nachlässigen Spiel zu machen."

Vor einigen Jahren hatte er noch gemeint, den Nobelpreis "sollte man endlich abschaffen". "Das sind alles abgrundtiefe Gedankenspiele, aber ich hatte noch nie einen ernsten Gedanken dazu", relativierte er heute. "Es ist schon so, als ob das, was man gemacht hat, nun Licht bekommt. Auch wenn alles trügerisch ist: Es ist doch eine Art von Zusatz-Licht, das einem nur willkommen sein kann und für das man dankbar sein muss."

"Zwiespältige Angelegenheit"

Seine Freude sei groß, betreffe aber nicht nur ihn persönlich, so Handke: "Ich bin ein Anhänger der Weltliteratur, nicht der internationalen Literatur. Der Preis ist eine sehr zwiespältige Angelegenheit und ein ewiges Dilemma. Aber mir kommt vor, ich bin doch ein Leser oder vielleicht sogar ein Schreiber von dem, was Goethe Weltliteratur genannt hat. Wenn dann das Nobelkomitee so entscheidet, dann sind sie auf keinem ganz schlechten Weg, dass die Weltliteratur was bedeutet."

Selbstverständlich werde er für die Preisverleihung am 10. Dezember nach Stockholm fahren und dort den Nobelpreis persönlich entgegennehmen: "Wenn ich völlig gesund bleibe, wenn Gott will, fahre ich natürlich dorthin und werde auch etwas sagen." Wird er am Abend mit Freunden feiern? "Ich hab keine Freunde mehr hier in Paris. Meine Frau und ich werden vielleicht hier in Chaville in ein kleines Restaurant gehen. Ich habe heute noch gar nichts gegessen und getrunken." (APA, 10.10.2019)