Eine europäische Journalistin, die Donald Trump längere Zeit begleitete, wunderte sich über die US-Medien, die das zeitweise völlig dement wirkende Gebrabbel des Präsidenten nicht eins zu eins bringen, sondern immer noch in eine verständliche Form bringen. Inzwischen fragt sich aber auch eine bekannte US-Kolumnistin "if he is going nuts".

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Der türkische Präsident Tayyip Erdoğan und US-Präsident Donald Trump.
Foto: AP/Presidential Press Service

Selbstverständlich ist Trump verhaltensauffällig, aber es ist die Verhaltensauffälligkeit eines narzisstischen Möchtegern-Autokraten, der sich aus der Defensive befreien will, indem er immer radikaler und bedrohlicher wird. Das steht hinter der Ansage von "meiner großen und unvergleichlichen Weisheit", hinter der Nonchalance, mit der er die Gefahr durch die IS-Terroristen abtut, die ohnehin nur nach Europa flüchten können, und hinter der nun wiederholten Androhung der Zerstörung der türkischen Wirtschaft.

In Tayyip Erdoğan hat Trump übrigens einen Bruder im Geiste. Er mag ihm zwar drohen, aber er beneidet ihn als Komplett-Autokraten. Und Erdoğan greift in der Defensive ebenfalls zum Mittel der gefährlichen Drohung. Wenn die EU seinen Krieg gegen die Kurden in Syrien auch nur kritisiert, dann wird er Europa viele neue Flüchtlinge schicken. Europa ist zwischen ausrastenden Autokraten eingeklemmt (wobei der dritte Autokrat, Wladimir Putin, vorläufig cool bleibt und sich darauf beschränkt, Leute ermorden zu lassen und einen Destabilisierungskrieg übers Internet zu führen). (Hans Rauscher, 10.10.2019)