Die helle Holzfassade der autofreien Siedlung fällt sofort ins Auge.

Foto: Hertha Hurnaus

Der Haupteingang, neben dem denkmalgeschützten Zürcherhaus gelegen, hat eine Besonderheit, die den Charakter der dahinterliegenden Siedlung definiert: Er ist für Fußgänger und Radfahrer ausgelegt. Die Poller können zwar bei Bedarf entfernt werden, das ist aber nur für den Notfall gedacht, Stichwort Brandschutz. Und auch die Wege innerhalb der Anlage sind gerade einmal so breit, dass zwei Menschen nebeneinander darauf Platz haben. Vier Reifen auf jeden Fall nicht.

Die Wohnsiedlung Maierhof, die heuer eröffnet wurde, sticht aus dem Bild des Bludenzer Ortsteils Brunnenfeld heraus. Während die sonstigen Wohnanlagen schlicht gehalten sind und nicht gerade vor modernem Stil überlaufen, fallen die Häuser der autofreien Ortschaft durch ihre helle Holzfassade ins Auge. Das zuständige Architekturbüro Feld 72 hat sich dafür von den unzähligen Scheunen in Vorarlberg inspirieren lassen. Dazu fehlen die für eine Siedlung obligatorischen Hingucker: die Autos.

Eine autofreie Siedlung

Die Bewohner der Häuser haben ihre Karossen zwar nicht vor der Tür stehen, aber es gibt sie. Sie sind versteckt in einer Tiefgarage. Ganz ohne motorisierten Untersatz geht es dann also nicht. Für Besucher steht ein überirdischer Parkplatz zur Verfügung.

Insgesamt besteht die Siedlung aus acht Baukörpern mit 67 Wohnungen. Alle Objekte sind komplett barrierefrei. Jede Wohnung, ob nun mit einem oder vier Zimmern, verfügt entweder über eine Loggia oder einen Garten. Die Größen reichen von 37 bis hin zu 91 Quadratmetern und sollen eine soziale Mischung innerhalb der Siedlung unterstützen. Die Flachdächer sind begrünt, auf der Hälfte der Dächer stehen zudem Sonnenkollektoren für die Warmwasserversorgung.

Zentraler Platz lädt zu Aktivitäten ein

Wichtig war für Projektleiter Richard Scheich die Schaffung einer Siedlungsgemeinschaft. Dafür wurde ein zentraler Platz geschaffen, der allen zur Verfügung steht und insbesondere zu Gruppenaktivitäten einladen soll. Betreut wird er von der Stadt. Zusätzlich gibt es einen Gemeinschaftsraum, der bei Schlechtwetter oder im Winter genutzt werden kann. Und auch der Grundriss ist so angelegt, dass alle Häuser rund um die großzügigen Innenhöfe ausgerichtet sind.

Scheich sieht dort auch Konzepte für die Zukunft: "Wir müssen langsam dazu übergehen, uns zu überlegen, was man an notwendiger Wohnfläche braucht – und wo Synergien von gemeinschaftlichem Nutzen sind." Aber besonders in Vorarlberg sitze der Wunsch nach dem eigenen, privaten Haus noch viel zu tief. Die Wohnsiedlung Maierhof soll einen ersten Schritt in Richtung Gemeinwohl darstellen.

Und auch in der autofreien Siedlung sieht Scheich durchaus Zukunftspotenzial: "Die Tiefgarage unter der Siedlung Maierhof ist ja noch recht groß. Spannend wird es dann, wenn wir darüber nachdenken, wie dieser Platz in Zukunft genutzt werden kann, ganz ohne Autos."

Doch so weit ist man in Bludenz noch nicht. Besonders ist die Siedlung in der vorarlbergerischen Gemeinde aber allemal. Mehr Gemeinschaft, weniger Auto. Und alles mit Blick auf die Berge. (poll, 12.10.2019)