Offen zu seiner sexuellen Orientierung stehen hat auch Auswirkung im Umgang mit dem HIV-Infektionsrisiko. Ein großer Treiber für HIV ist immer noch das Tabu. In einer Gesellschaft, in der sich Homosexuelle verstecken müssen, verbreitet sich das HI-Virus besonders gut.

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Das Coming-Out ist ein großer Schritt – und wichtig für die HIV-Prävention, wie eine Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) zeigt. Geoutete Männer, die Sex mit Männern haben, setzen sich mehr mit Risiken auseinander und nehmen häufiger Beratungsangebote in Anspruch.

Im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit haben Forscher der Hochschule für Soziale Arbeit der FHNW Daten einer Befragung von rund 3.000 Männern in der Schweiz ausgewertet, die Sex mit Männern haben. Demnach hat das Coming-Out eine wichtige Bedeutung für ihr Schutz- und Risikoverhalten und ihre sexuelle Zufriedenheit, teilte die FHNW am Donnerstag mit.

Risiko ernst nehmen

Den Ergebnissen zufolge sind geoutete Männer mit ihrem Sexleben zufriedener. Sie setzen sich zudem stärker mit den Risiken sexuell übertragbarer Krankheiten auseinander und nehmen häufiger Präventions- und Beratungsangebote in Anspruch. Grund dafür könnte sein, dass sie besser in der Community vernetzt seien und dadurch besseren Zugang zu Informationen hätten, vermutete Patrick Weber von der FHNW und Mitautor des Länderberichts für die Schweiz.

Der Bericht bestätige damit auch frühere Ergebnisse einer FHNW-Studie von 2014, dass Männer, die keine negativen Reaktionen auf ihr Coming-Out erfahren hätten, sich effektiver und konsequenter vor einer HIV-Infektion schützten.

Gegen Diskriminierung

Allerdings hatte über die Hälfte der aktuell Befragten bereits negative Erfahrungen aufgrund sexuellen Orientierung gemacht, waren beispielsweise angestarrt, bedroht oder beleidigt worden. Weber plädiert daher für aktives Vorgehen gegen Diskriminierung und unterstreicht die Bedeutung von Berufsgruppen, die mit Jugendlichen arbeiten. Sie können ein positives und sicheres Umfeld schaffen, in dem Jugendliche ihre sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität zum Ausdruck bringen können.

Der Länderbericht der Schweiz ist Teil des European MSM Internet Survey, einer Online-Befragung der London School of Hygiene and Tropical Medicine in 50 Ländern weltweit. Aus der Schweiz nahmen 3.066 Männer teil. Die FHNW erstellte den Länderbericht in Zusammenarbeit mit Aids-Hilfe Schweiz. (APA, 11.10.2019)