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Amazons Cloud Cam sorgt für Aufregung.

Foto: REUTERS/Jeffrey Dastin

Wenn schon bisher nicht alle Alarmglocken bei der Verwendung vernetzter Kameras in privaten Räumen geschrillt haben, dann sollte das spätestens jetzt der Fall sein. Mitarbeiter von Amazon sichten Videoclips, die ihnen von der intelligenten Überwachungskamera Cloud Cam des Unternehmens übermittelt werden. Das berichtet Bloomberg unter Berufung auf fünf mit dem Programm vertraute Personen. Dabei bekamen sie auch äußerst intime Momente der Kamerabesitzer beim Sex zu Gesicht.

Zur Verbesserung der Künstlichen Intelligenz

Die Videoclips werden demnach Amazon-Mitarbeitern in Indien und Rumänien übermittelt, um den Algorithmus zu trainieren. Mit Hilfe Künstlicher Intelligenz soll die Kamera erkennen, ob sich ein Einbrecher im Haus befindet, oder beispielsweise nur ein Haustier zu sehen ist. Eigentlich soll die Kamera Besitzer nur bei Gefahr alarmieren. Doch das System interpretiert teilweise auch harmlose Vorkommnisse falsch. Mit menschlicher Hilfe soll das verbessert werden.

Laut Bericht sichten die Mitarbeiter durchschnittlich 150 Videoclips am Tag, die etwa 20 bis 30 Sekunden lang sind. Amazon zufolge stammen diese Clips einerseits von eigenen Mitarbeitern, die die Kamera testen. Andererseits aber auch von Kunden, die Clips im Fall von Fehlalarmen oder Problemen übermitteln. Nur wenn Kunden ihr Einverständnis geben, werden die Clips übermittelt, versicherte eine Sprecherin.

Videos mit derartigen Inhalten würden laut Bericht nicht für das Training der Künstlichen Intelligenz verwendet. Außerdem gebe es strenge Sicherheitsvorkehrungen für die Mitarbeiter. Dennoch sei es vorgekommen, dass gewisse Clips an dritte Personen weitergegeben wurden, wie die anonymen Mitarbeiter berichten.

Hinweis bei Frage und Antworten

Bloomberg merkt an, dass in den Nutzungsbedingungen der Cloud Cam nicht erwähnt wird, dass Menschen die zur Problembehebung übermittelten Clips zu Gesicht bekommen. Allerdings wird darauf auf Amazons Website bei den häufig gestellten Fragen hingewiesen. Die Tatsache, dass Mitarbeiter davon berichten, Clips mit Sexszenen gesehen zu haben, spricht dafür, dass die Nutzer nichts davon wussten.

Erst im August war bekannt geworden, dass Amazon Sprachmitschnitte von Alexa von Mitarbeitern zu Hause analysieren ließ. Zuvor hatten Datenschützer erreicht, dass Google und Apple die Auswertung von Sprachaufnahmen durch Menschen einstellen. Amazon bietet Alexa-Nutzern indes nur die Möglichkeit die Auswertung der Aufnahmen durch Menschen auf Wunsch zu unterbinden. (red, 11.10.2019)