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Wien – Am Mittwochabend kam es in Wien zu einem tätlichen Übergriff auf ein Mitglied des Kulturvorstands der Israelitischen Kultusgemeinde. Der Mann wurde von einem Autofahrer geschlagen, er erlitt eine Nasenprellung, wie eine Polizeisprecherin dem STANDARD bestätigt. Die Polizei geht derzeit nicht von einem antisemitischen Übergriff aus, "sondern von einem Streit unter Verkehrsteilnehmern, wie er in Wien jeden zweiten Tag vorkommt", so die Sprecherin. Man warte allerdings ab, was bei der Einvernahme noch herauskomme. Andere Medien berichten von antisemitischen Beschimpfungen gegen den Mann.

Die Israelitische Kultusgemeinde zeigt sich in einer Aussendung betroffen und fordert die lückenlose Aufklärung. "Der Kampf gegen Antisemitismus und die Sicherheit unserer Institutionen und Mitglieder muss die absolute Priorität aller Regierungsmitglieder und Ministerien sein", wird IKG-Präsident Oskar Deutsch zitiert. Auf Nachfrage heißt es von der IKG, solche Übergriffe gebe es mehrmals im Jahr.

Das Forum gegen Antisemitismus zählte in seinem Antisemitismusbericht im Jahr 2017 fünf tätliche Übergriffe mit antisemitischem Hintergrund. Allerdings, das räumt auch das Innenministerium ein, gebe es – nicht nur, aber eben auch – bei antisemitischen Vorfällen Hürden dafür, dass Vorfälle angezeigt werden. Und das, obwohl Antisemitismus "seitens der Sicherheitsbehörden erkannt, ausführlich beschrieben, geschult und rigoros verfolgt" werde, wie es von einem Ministeriumssprecher heißt. (elas, 11.10.2019)