Viele ursprünglich zarte Pflänzchen können sich über die Jahre zu robusten Stämmen entwickeln.
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Es war der erfolgreichste Börsengang in New York seit fast zwei Jahrzehnten, als im Mai dieses Jahres das kalifornische Lebensmittel-Start-up Beyond Meat an die Börse ging. Satte 163 Prozent Kursgewinn erzielte die Aktie am ersten Handelstag, um in den folgenden Wochen bis auf fast 240 US-Dollar in der Spitze zu steigen, was fast einer Verzehnfachung gegenüber dem Ausgabepreis von 25 Dollar darstellte. Der Run der Investoren auf die Aktie ist schnell erklärt: Beyond Meat stellt vegane Fleischprodukte her.

Damit trifft das Unternehmen voll den Zeitgeist. Immer mehr Konsumenten überdenken ihre Ernährung und schränken, nicht zuletzt wegen des Klimaschutzes, ihren Fleischkonsum bewusst ein. Entsprechend dynamisch wächst das junge Unternehmen: Im ersten Halbjahr schoss der Umsatz im Vergleich zur Vorjahresperiode um 287 Prozent auf 67,3 Millionen Dollar nach oben bei einem für Start-ups überschaubaren Verlust von 9,4 Millionen Dollar.

Euphorie abgeklungen

Obwohl die Euphorie etwas abgeklungen ist und die Aktie seit ihrem Hoch 40 Prozent eingebüßt hat, ist Beyond Meat an der Börse stattliche 8,8 Milliarden Dollar wert – gewissermaßen Vorschusslorbeeren auf zukünftige Erträge.

Auch Branchengrößen setzten auf einen anhaltenden Boom von veganen Fleischprodukten. Der Fastfood-Riese McDonald's testet etwa Beyond Meats fleischlose Burger in einigen Filialen, und der US-Fleischverarbeiter Tyson Foods setzt nun auf vegetarischen Fleischersatz aus tierischem und pflanzlichem Eiweiß. Der Unterschied: Bei diesen Konzernen spielen vegane Fleischprodukte bloß einen Bruchteil der Erlöse ein, während Beyond Meat ausschließlich auf derartige Erzeugnisse setzt.

Langer Atem

Daran, dass die Bäume auch bei gehypten Branchen nicht in den Himmel wachsen, wurde die seit Anfang dieses Jahrzehnts aufgrund zunehmender Legalisierung boomende Cannabisindustrie erinnert. Anfang 2018 ebbte der Kursaufschwung der Branche gemessen am North American Marijuana Index ab, zuletzt ging es bisher mit den Kursen sogar deutlich bergab. Dies muss auf lange Sicht keineswegs das Ende des Aufschwungs darstellen. Auch Amazon als der Vorreiter des heute etablierten Onlinehandels musste nach dem Platzen der Dotcom-Blase der Jahrtausendwende durch ein tiefes Tal, bevor der langfristige Aufschwung wieder einsetzte.

Mutige Anleger mit langem Atem können also trotz hoher Bewertungen auf solche noch eher jungen, langfristigen Trends wie Cannabis oder vegetarisches Fleisch setzen. Allerdings ist beim Kauf eines Indexprodukts das Risiko aufgrund der Streuung wesentlich geringer als bei Einzelaktien wie Beyond Meat.