Heinz-Christian und Philippa Strache im September 2019.

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Wenn dem Welpen Wehgeschick naht, wähnt Wolfgang Wählerbetrug,und es fordert Fellner furios Fairness für Philippa. Die FPÖ hat seit mehr als einer Woche in einer unappetitlichen Menschenhatz versucht, Philippa Strache ein rechtmäßig erworbenes Mandat abzujagen, schrieb der Herr über "Österreich", um mehr Appetitlichkeit bei einer aktuellen Menschenhatz einzufordern. Über die Rechtmäßigkeit der Erwerbung eines Nationalratsmandats ließe sich streiten, wenn die Kandidatin ihren Listenplatz nicht einem qualifizierten politischen Engagement verdankt, sondern erstens der Lücke, in die sie für ihren Mann schlüpfen müsste, und zweitens ihrer Liebe zur Fauna. Sie sollte das Opfer einer Sippenhaftung werden, ahnte Fellner, aber Entschuldigung bitte: Das geht gar nicht. Wir leben nicht mehr im Mittelalter, wo Frauen für ihre Männer verbrannt werden.

Im Eifer, aus dem freiheitlichen Familientheater für sein Geschäft noch einige Leser/innen-Tränen herauszupressen, bringt er dabei einiges durcheinander. Es war Indien, wo Frauen für ihre Männer noch lange nach dem Mittelalter verbrannt wurden. Im hiesigen Mittelalter geschah das nur, wo eine Eigenleistung der Frauen vorlag oder angerechnet wurde, etwa Hexerei, und nur für das allgemeine Seelenheil, aber nicht für ihre Männer. Seither hat sich manches geändert. Eine Frau hat gegen diese üblen Methoden gewonnen. Dafür gehört Philippa Strache unser Respekt. Sie wird jetzt unabhängige Abgeordnete – und es sollte viel mehr davon geben!

Grellrote Kessheit

Das schon deshalb, weil unabhängige Abgeordnete bekanntlich noch nie etwas bewirkt haben, vor allem aber auch deshalb, weil es zu rechtfertigen galt, warum die dem aktuellen Blatt beiliegenden "Seitenblicke" schon wieder besagte Philippa auf dem Cover hatten, diesmal in einer Aufmachung, deren grellrote Kessheit den Härtetest für ihre Liebe als erotisch aufgeladene Selbstvermarktung erscheinen ließ. Ihre große kirchliche Trauung hätte eigentlich in diesem Jahr stattfinden sollen. Doch gerade jetzt, wo sie mehr Zeit füreinander hätten, erleben Philippa & Heinz-Christian Strache die wohl schwerste Zeit ihres Lebens.

Geht auch vorbei. Nur wie, das ist die Frage. Zwar will er erst alle Ermittlungen abwarten, aber das kann sich in diesen Kreisen ziehen, wie man aus den Ermittlungen zur blauen Parteigeschichte weiß. Trotzdem juckt es den kirchlich Unverheirateten an allen möglichen Stellen, wie Fellner zu wissen vorgab. Hieß es in den "Seitenblicken", zunächst soll sich der Ex-Politiker auf die Gründung einer Berater-Firma konzentrieren, so war im Hauptblatt zu lesen: Strache will mit einer eigenen Liste bei der Wien-Wahl 2020 antreten. Immer wieder fühlt der gefallene Ex-FPÖ-Chef bei einstigen FPÖ-Weggefährten vor, ob sie mit ihm mitziehen würden. Sogar mit möglichen Financiers redet er bereits. Vielleicht kann ihn seine Berater-Firma gleich selbst beraten. Zudem ist auch eine Strache-Biografie in Entstehung. Wenn sie ähnlich seriös ausfällt wie die jüngste Biografie des Ex-Kanzlers, ist Straches Wiederkehr so gut wie besiegelt.

Gustostückerl freiheitlicher Dialektik

Indessen sind auch die Veranstalter der unappetitlichen Menschenhatz auf die Straches nicht faul. Thema der Woche in "Zur Zeit" war diesmal die Aufforderung Andreas Mölzers Rettet das freiheitliche Lager!, verknüpft mit der Frage: Wie kann die FPÖ ihre Glaubwürdigkeit zurück erlangen? Wie schwierig es ein kann, etwas zurückzuerlangen, was man nie besaß, erweist ein Gustostückerl freiheitlicher Dialektik zu diesem Anliegen. Die mit größter krimineller und denunziatorischer Energie betriebene Kampagne gegen die Freiheitlichen ändert allerdings nichts an den Missständen, die durch diese aufgezeigt wurden. Sie ändert nichts an den Aussagen des vormaligen Parteichefs in Ibiza und sie ändert auch nichts an den mutmaßlichen Finanzmalversationen und Spesenexzessen desselben.

Das Problem: Ohne die mit größter krimineller und denunziatorischer Energie betriebene Kampagne gegen die Freiheitlichen wären die durch sie aufgezeigten Missstände niemals bekannt geworden. Die Freiheitlichen müssen also Kriminellen und Denunzianten dankbar für die Chance sein, Glaubwürdigkeit vielleicht zu erlangen, wenn schon nicht zurück zu erlangen. So wird diese auch aussehen.

Nur einer steht unverdrossen zu sich selbst – Herbert Kickl. Er will sich auf die alten und bewährten freiheitlichen Werte besinnen, darunter Ehrlichkeit und Gerechtigkeit. Und Heimattreue, am besten auf Spesen. (Günter Traxler, 12.10.2019)