Das Zentrale Vereinsregister (ZVR) ist ein Buch mit einem Siegel. Dafür sorgt das Vereinsgesetz selbst: Laut Paragraf 17 Absatz 9 "darf nicht vorgesehen werden, dass die Gesamtmenge der gespeicherten Daten nach anderen als den genannten Auswahlkriterien geordnet werden kann". Die genannten Auswahlkriterien sind die einem Verein eindeutig zugewiesene ZVR-Zahl und sein Name. Man kann also gewisse Details zu einem Verein abfragen, den man schon kennt – sofern keine Auskunftssperre besteht.

Wie viele Fußballvereine es in Wien gibt, wie viele Kulturvereine in den letzten zehn Jahren gegründet wurden oder bei welchem Gesangsverein in ihrer Nähe sie anheuern könnten, darf Bürger und Bürgerinnen aus Datenschutzgründen aber nicht interessieren.

Steigende Zahl der Vereine

Weil Österreich als Land der Vereinsmeier gilt, wollen wir dennoch Licht auf das heimische Vereinswesen werfen. Zahlen der Statistik Austria weisen eine steigende Entwicklung auf: 124.627 Vereine gab es mit Stichtag 31. Dezember 2018 in ganz Österreich. Gegenüber 2007, dem Jahr nach der Einführung des ZVR, entspricht das einem Anstieg um zwölf Prozent.

Diese Zahlen sind relativ gesichert, für die Zeit vor dem ZVR weichen die Schätzungen aber teils deutlich ab – was damals auch als Argument für die Installation des Registers vorgebracht wurde. 2001 etwa war in Österreich von der Existenz von 90.391 bis 106.363 Vereinen ausgegangen worden.

Meiste Vereine in Wien

Wien beheimatet mehr als 29.000 Vereine.
Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Mit 29.144 Zusammenschlüssen war Wien im Vorjahr das Bundesland mit den meisten Vereinen. Damit haben rund 23,4 Prozent aller Vereine ihren Sitz in der Bundeshauptstadt, während dort 21,4 Prozent aller Einwohner und Einwohnerinnen leben. Unterrepräsentiert sind Vereine hingegen in Oberösterreich: 16,7 Prozent der Bevölkerung stehen nur 13,9 Prozent aller Vereine gegenüber.

Wo mehr Menschen leben, werden mehr Vereine gegründet. Dies verwundert nicht, da eine Vereinsgründung sehr einfach ist: Man nehme ein Statut nach Online-Vorlage, zwei Personen im Alter von mindestens 14 Jahren, einen ideellen Zweck und – je nach Statutenlänge – aktuell zwischen 24,7 und maximal 42,6 Euro.

Detailliert bis auf die Bezirke

Nun braucht es noch die Zustimmung der Behörde, denn die Errichtung eines Vereins muss schriftlich angezeigt werden. "Örtlich zuständig ist jene Behörde, in deren Wirkungsbereich der Sitz des Vereins nach den Statuten liegt", heißt es beim Innenministerium.

Auf dieser Grundlage haben wir die Vereinszahlen der Bezirksverwaltungsbehörden, die wir aus dem Ministerium erhalten haben, auf die Bezirke und Statutarstädte umgelegt und so die Gesamtzahl der Vereine pro Bezirk erhalten.

Vergleicht man die prozentuelle Verteilung der Vereine mit jener der Bevölkerung, so ergibt sich ein etwas anderes Bild: Ein in der oberen Karte dunkler, weil mit vielen Vereinen ausgestatteter Bezirk wie zum Beispiel Innsbruck-Land wird in der nachfolgenden Karte rötlich. Der Grund: In Innsbruck-Land leben 2,02 Prozent der österreichischen Bevölkerung, aber es gibt nur 1,69 Prozent der Vereine – eine Differenz von 0,33 Prozentpunkten.

In drei Städten gibt es – im Vergleich zur Bevölkerung – verhältnismäßig die meisten Vereine: in Wien, Innsbruck und Eisenstadt. Auch die untersten drei Bezirke der Liste deuten darauf hin, dass Städte die Vereine tendenziell anziehen – beziehungsweise den umliegenden Bezirken "abziehen": In Linz-Land, Graz-Umgebung und Salzburg-Umgebung sind Vereine vergleichsweise etwas unterrepräsentiert.

Die größten Vereine

Auf der Suche nach den mitgliederstärksten Vereinen 2018 haben wir Bundesorganisationen und auch jene Vereine berücksichtigt die nicht unbedingt klassische Mitgliedervereine sind.

An erster Stelle steht mit dem ÖAMTC und seinen mehr als 2,2 Millionen Mitgliedern ein Mobilitätsclub. Das Rote Kreuz differenziert nicht zwischen "Mitgliedern und SpenderInnen" und liegt mit über einer Million an zweiter Stelle. Auf dem dritten Platz folgt der Alpenverein mit mehr als 545.000 Mitgliedern in Österreich.

Zählt man die Dachverbände der Breitensportvereine dazu, würden sich die ASKÖ (Arbeitsgemeinschaft für Sport und Körperkultur in Österreich), der ASVÖ (Allgemeiner Sportverband Österreichs) und die Sportunion mit jeweils über 920.000 Mitgliedern einordnen.

Beliebteste Sportarten in Österreich

Die beliebtesten Sportarten, die die Österreicher und Österreicherinnen als aktive Mitglieder oder Funktionäre in Klubs praktizieren, lassen sich durch die Bundes-Sportorganisation (BSO) trotz der rigiden Regelung im Vereinsgesetz eruieren. Die BSO befragt nämlich nicht das ZVR nach der Zahl der Vereine und ihrer Mitglieder, sondern auf direktem Weg ihre Verbandsmitglieder.

Wenig überraschend ist Fußball mit 432.000 Mitgliedern die beliebteste Sportart (rund 200.000 davon üben sie als Spieler aktiv aus, der Rest sind Schiedsrichter, Funktionäre oder einfache Mitglieder). Dahinter folgen Tennis mit 174.000 und Skilauf mit 141.000 Mitgliedern.

Die am stärksten wachsende Sportart ist in absoluten Zahlen Golf. 1998 waren in Österreich noch 41.000 Personen in Golfvereinen engagiert, zwanzig Jahre später ist ihre Zahl um 60.000 auf 101.000 Mitglieder gestiegen. Die prozentuell stärksten Anstiege verzeichneten im selben Zeitraum Bogensport (um 607 Prozent auf 12.765 Mitglieder), Orientierungslauf (um 579 Prozent auf 8.268 Mitglieder) und Triathlon (um 424 Prozent auf 18.220 Mitglieder).

Aus der Stadt, in die Berge ...

Österreichs Alpinvereine wachsen.
Foto: APA/ERWIN SCHERIAU

Die Alpinvereine Österreichs verzeichnen Zuwächse und dies insbesondere im städtischen Raum. Beim Alpenverein macht der Zuwachs in Wien fast ein Drittel der Neumitglieder des vergangenen Jahres aus. Dass zunehmend mehr Menschen Erholung in der Natur suchen und vermutlich auch einen Versicherungsschutz beim Wandern zu schätzen wissen, zeigt auch die Entwicklung der letzten Jahre: Der Alpenverein ist von rund 329.000 Mitgliedern im Jahr 2006 auf indessen über 545.000 angewachsen.

Ende 2018 waren in Österreich knapp 700.000 Menschen Mitglied beim Alpenverein beziehungsweise den Naturfreunden. Beide Vereine decken damit rund 95 Prozent der Mitglieder von alpinen Vereinen in Österreich ab.

... und aufs Land

Niederösterreich verzeichnete Ende 2018 die meisten Blasmusikvereine: 489.
Foto: APA/BARBARA GINDL

Während Wien bei den alpinen Vereinen stark vertreten ist, nämlich entsprechend seinem Bevölkerungsanteil, ergibt die Betrachtung von Trachten- und Blasmusikvereinen ein anderes Bild. Von den 1.299 Trachten- und Heimatverbänden, die es 2016 in Österreich gab (mit jüngeren Zahlen konnte der Bundesverein nicht dienen), waren nur sieben in Wien beheimatet. Die Bundeshauptstadt verzeichnete zu Jahresbeginn auch nur 25 der insgesamt 2.163 Blasmusikvereine Österreichs.

Blick in die Geschichte und zu Sparvereinen

Vereine haben ihre Anfänge zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Bereits 1819 wurde die "Erste oesterreichische Spar-Casse" in Wien gegründet. Sparvereine haben es der breiten Bevölkerung ermöglicht, zinsbringend Geld zu sparen und so für die Zukunft vorzusorgen. Mit dem Vereinspatent von 1852 und dem Vereinsgesetz von 1867 waren die rechtlichen Grundlagen für alle geschaffen, einen Verein zu gründen.

Sparen im Verein wird auch als geselliges Zusammensein geschätzt.
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Zu den laut Vereinsregister ältesten noch bestehenden Vereinen, die wir im ZVR durch gezielte Suche gefunden haben, gehören die Katholische akademische Verbindung Norica (Entstehungsjahr 1884 laut ZVR), der First Vienna Football Club (1894), der Arbeitersängerbund (1901) und die Kinderfreunde (1905). Auch der Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen, die Pfadfinder und das Österreichische Rote Kreuz wurden noch vor dem Ersten Weltkrieg gegründet.

Was die Sparvereine betrifft, soll es vor wenigen Jahren noch rund 15.000 in Österreich gegeben haben. Größere Aufregung gab es 2014 wegen strengerer internationaler Geldwäscherichtlinien und im Jahr 2016, als die Bawag P.S.K. die Konten all ihrer 1.300 österreichischen Sparvereine kündigte. Viele Sparvereine hätten inzwischen aufgegeben, berichtete der ORF Kärnten im Frühjahr.

Umfrage

(Daniela Yeoh, Michael Matzenberger, 23.11.2019)