Impaktforscher mit musealem Impakt: Christian Köberl leitet seit 2010 das NHM Wien und wird sich um Verlängerung bewerben.
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Wien – Nach der überraschenden Absage von Eike Schmidt wird das Kunsthistorische Museum Wien interimistisch weiter von Sabine Haag geleitet. Ob es zu einer Neuausschreibung kommen wird, ist noch Gegenstand von Diskussionen. Doch nicht zuletzt aufgrund des Stellenausschreibungsgesetzes deutet alles darauf hin.

Für das Haus gegenüber, das Naturhistorische Museum Wien (NHM), ist genau das dieser Tage erfolgt, wenn auch unter etwas anderen Voraussetzungen. Gesucht werden laut Ausschreibungstext Bewerberinnen und Bewerber für die Stellen der wissenschaftlichen und der wirtschaftlichen Geschäftsführung. Die Frist läuft noch bis zum 2. November, und zu besetzen sind die Stellen ab dem 1. Juni 2020.

Seit neuneinhalb Jahren im Amt

Aktueller Generaldirektor und wissenschaftlicher Geschäftsführer des wichtigsten naturwissenschaftlichen Museums Österreichs ist seit Mitte 2010 der Geologe und Impaktforscher Christian Köberl (60), der zudem stellvertretender Leiter des Departments für Lithosphärenforschung an der Universität Wien ist. Etwas verwundert zeigt sich Köberl auf STANDARD-Nachfrage über einen etwas missverständlichen ORF-Bericht, dass "für seine Nachfolge" eine "neue Leitung" gesucht werde. Sicher personell neu zu besetzen ist die Stelle der wirtschaftlichen Geschäftsführung im NHM, da Herbert Kritscher in Pension gehen wird.

Köberl selbst wird sich jedenfalls wieder um den Posten bewerben. Und als unvoreingenommener Beobachter wird man schwer abstreiten können, dass seine Chancen dafür nicht schlecht stehen. Der NHM-Leiter hat in den vergangenen neuneinhalb Jahren seiner Direktion die Besucherzahl des Museums in etwa verdoppelt. Die Einwerbung von Drittmitteln für die Forschung, die im NHM wichtiger ist als in jedem anderen Bundesmuseum, konnte in den vergangenen Jahren gar verdreifacht werden.

Im Ausstellungsbereich wurden in Köberls Amtszeit unter anderem die Anthropologie-Säle und der Saurier-Saal neu gestaltet; die Meteoritensammlung – eine der größten der Welt – erhielt unter dem Impaktforscher nicht nur eine zeitgemäße Präsentation, sondern auch Neuerwerbungen. Dazu gibt es zahlreiche konkrete Projekte – etwa die Neuaufstellung der Pathologisch-anatomischen Sammlung im renovierten "Narrenturm" Anfang 2020.

Suche nach neuer Mumok-Leitung

Ausgeschrieben ist auch die wissenschaftliche Leitung des Mumok, des Museums für Moderne Kunst, das aktuell von Karola Kraus geleitet wird. Diese Ausschreibungsfrist endet am 12. November. Die Entscheidungen über sämtliche Besetzungen wird dann der künftige Kulturminister bzw. die künftige Kulturministerin treffen. Wer diese Person sein wird, muss sich ebenfalls in den nächsten Monaten weisen. (tasch, 12.10.2019)