Jennifer Morgan (rechts) folgt auf Bill McDermott (Mitte).

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Warum hat das eigentlich so lange gedauert? Mit Jennifer Morgan wurde nun erstmals eine Frau Chefin eines Konzerns im Dax, dem Leitindex der Frankfurter Börse. Allerdings muss sie sich den Posten beim Softwarekonzern SAP mit einem Mann teilen. Ihren neuen Job hat die 48-Jährige gemeinsam mit Stefan Klein inne, der ebenfalls seit einigen Jahren im Vorstand des Unternehmens sitzt und bisher für Produktentwicklung zuständig war.

Die neue Führungsspitze wurde notwendig, da Bill McDermott seinen Chefposten nach fast zehn Jahren abgegeben hat und das Unternehmen Ende des Jahres verlässt. Unter seiner Führung wurde SAP zu einem der wertvollsten börsennotierten Unternehmen in Deutschland: Sein Börsenwert wird auf fast 130 Milliarden Euro geschätzt.

Bisher Cloud-Geschäft geleitet

Morgan will nun das "Erbe von McDermott weiterführen", wie sie am Freitag erklärte. Das dürfte für die gebürtige US-Amerikanerin auch kein Problem darstellen. Sie hat bisher den Cloud-Geschäftsbereich des Unternehmens geleitet, der im vergangenen Jahr erstmals zum stärksten und erlösträchtigsten Sektor des Konzerns wurde. In den vergangenen Jahren fand ihre Arbeit immer wieder Beachtung. Das US-Magazin Forbes wählte sie in die Liste der 100 einflussreichsten Frauen der Welt sowie in die Top 20 der wichtigsten Frauen in der Technologiebranche. Selbst bezeichnet sie sich als "glückliche Ehefrau und Mutter zweier Söhne".

In der Softwarebranche ist sie seit dem Jahr 2000 tätig. 2004 stieß sie zur SAP.

Frauen verdrängt

Eine Branche, die für ihren geringen Frauenanteil berüchtigt ist. Dabei war das nicht immer so: Wer Fotos aus den 40er-, 50er- oder 60er- Jahren bei Unternehmen wie IBM betrachtet, findet zumeist Frauen, die als Programmiererinnen tätig waren. Programme von Entwicklerinnen wie Katherine Johnson und Margaret Hamilton ermöglichten erst, dass der erste Mensch auf dem Mond landen konnte. Mit dem Aufkommen von PCs und der damit verbundenen Möglichkeit, in der IT viel Geld zu verdienen, wurden Frauen verdrängt.

Es ist seither ungewöhnlich, wenn eine Frau an die Spitze eines Softwarekonzerns berufen wird. Zu den Hauptaufgaben von Morgan zählt nun der zügige Umbau von SAP hin zu einer modernen Cloud-Company, deren Dienste ohne großen Aufwand über das Internet genutzt werden können. So kann SAP der Konkurrenz aus dem Silicon Valley weiterhin die Stirn bieten. (Markus Sulzbacher, 11.10.2019)