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Man müsste ja meinen, dass es einem nach der x-ten Entführung, zahlreichen gegnerischen Invasionen und Scharmützeln dazu veranlässt, etwas vorsichtiger durchs Leben zu gehen, aufmerksamer, misstrauischer. Aber nicht die Mario-Brüder und Prinzessin Peach. Die denken sich: geil, eine kostenlose VIP-Einladung in ein von Sarah Schreck (!) geführtes Luxushotel mitten im Nirgendwo. Überhaupt nicht verdächtig. Schon gar nicht, als die Portiers mit den gruseligsten Masken seit "Halloween" die Gäste einchecken und mit einer noch verstörenderen Stimme als Roboter-Cher im Song "Believe" sprechen. Nein, gar nicht verdächtig.

Trailer zu "Luigi's Mansion 3".
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Es kommt, wie es kommen muss: Die Hotelleiterin und alle Angestellten entpuppen sich als Gespenster und bannen Peach, Mario und die Toads in Bilder. Hinter alldem steckt König Buu-Huu, wie schon in Teil eins und zwei der unterbewerteten Nintendo-Reihe. Nur Luigi kann sich retten und begibt sich mit seinem Staubsauger auf Gespensterjagd, sammelt auf dem Weg Geld und Schätze und durchforstet das heimgesuchte Hotel, um die Gefangenen zu befreien. Auf mehr als einem Dutzend Etagen erwarten den Spieler thematisch eingerichtete Räume, vom Piratenschiff über eine Rätselpyramide bis hin zum weitläufigen Hollywood-Set inklusive Godzilla-Reenactment.

Viel hat sich seit dem ersten Teil, der 2001 für den Gamecube erschien, nicht getan. Saugen und Blasen gehören noch immer zu den Haupttätigkeiten – keine Anzüglichkeiten bitte! –, neu hinzugekommen sind das Geisterschleudern, quasi das gespenstische und brutalere Pendant zum Teppichklopfen, ein Pustesprung und Fluigi. Fluigi ist ein lenkbarer Glibbergolem, den man für diverse Rätsel oder Kämpfe als Unterstützer benötigt oder um ihn durch Gitter oder Abflussrohre zu schicken, um Schätze zu finden.

Was ist gelungen?

Das Leveldesign in "Luigi's Mansion 3" ist in den ersten Minuten das herausstechende Merkmal. Jedes noch so kleine Ding, seien es Stapel an Papier, Vasen, Spinnweben, kann bewegt und eingesaugt, jeder Mistkübel, jeder Schrank, jeder Wasserhahn untersucht werden. Das gibt dem Spiel ein besonderes Gefühl von Realität und Lebendigkeit. Als würde ich mit meinem eigenen Staubsauger durch die Wohnung rennen und versuchen, alles einzusaugen. Nur dass ich daheim weniger gern sauge und selten dabei Geld finde.

Hinzu kommt das exquisite Design der Etagen. Wie in einem Billo-Motel à la Hollywood-Klischee besitzt jedes Stockwerk ein eigenes Thema. Sie sind in sich geschlossene Miniwelten, die man aus der klassischen "Mario"-Reihe kennt. Im Zauberei-Stock sind die Zimmer verhext, stehen auf dem Kopf oder sind plötzlich spiegelverkehrt. Im prähistorischen Geschoß kämpft man gegen ein T-Rex-Skelett. Absolutes Highlight ist die Film-Etage: In vier Kurzfilmen manipuliert man als Fluigi dank CGI die Umgebung und löst ein komplexes Rätsel. Die Kreativität hat auch ihre Tücken: Die Wasserwelt – oder, besser gesagt, die Abflusswelt – ist vor allem wegen der Steuerung eines Schwimmreifens ein Ärgernis, aber nur ein kleiner Makel in einem fantastischen Gesamtwerk.

Was ist weniger gelungen?

Wie schon angemerkt hapert es manchmal an der Genauigkeit der Steuerung. Ein wenig spielt hier auch die Perspektive mit, was in gewissen Situationen das Zielen mit dem Geistersauger erschwert. Gezieltes Schießen mit Objekten oder selbst das Geistereinsaugen kann schon mal danebengehen.

"Luigi's Mansion 3" ist auch kein wirklich schwieriges Spiel. Die Rätsel erscheinen zunächst viel komplexer, als sie dann wirklich sind. Man ist halt aus anderen Games Kopfzerbrechenderes gewohnt. Boss-Geister zu besiegen ist ebenfalls keine Herausforderung, schnell hat man die Taktik zum Sieg herausgefunden, und die übrigen Gespenster im Hotel sind ohnehin ohne viel Zutun bewältigbar.

Nach nicht einmal zehn Stunden Spielzeit ist "Luigi's Mansion 3" bereits in den Endzügen der Säuberungsaktion angelangt. Zwar kann man nach der Erkundung der Etagen noch auf Juwelen- und Buu-Huu-Jagd gehen, aber wirklich anhaltend motivierend ist das auch nicht. Ein paar mehr Level hätte das Game ruhig vertragen, an der Kreativität der Entwickler kann es wohl kaum gelegen sein.

Fazit

"Luigi's Mansion 3" ist ein kreatives, humoristisches Gesamtpaket, das mit dem großen Bruder der "Super Mario"-Reihe schon ganz gut mithalten kann. Das Leveldesign ist beeindruckend abwechslungsreich, die neuen Spieletechniken geben dem dritten Teil der Reihe eine notwendige Frischzellenkur. Doch plagen Luigis Hotelputz ein zu geringer Schwierigkeitsgrad, der Profis kaum herausfordert, und eine zu kurze Spielzeit. Im Fall von "Luigi's Mansion 3" hätte man sich gewünscht, länger staubsaugen zu können – was man von daheim nicht gerade sagen kann. (Kevin Recher, 28.10.2019)