Der mutmaßliche Täter von Halle an der Saale, der am Mittwoch vor einer Synagoge mit einer selbstgebauten Waffe schoss, zwei Menschen tötete und zwei weitere verletzte, hatte seine Tat live auf der Streamingplattform Twitch übertragen. Rund 35 Minuten dauerte die Aufnahme, die er mit einer Helmkamera gefilmt hatte – Twitch, die Plattform, auf der Nutzer anderen beispielsweise beim Gaming zuschauen können, erklärte, dass der Stream live von fünf Personen mitverfolgt und vor seiner Löschung schließlich 2.200 Mal aufgerufen wurde.

Montage

Das ZDF berichtete darüber – zeigte aber auf seinem Twitter-Account "ZDF heuteplus" anstatt eines echten Screenshots eine Bildmontage, bei der die Aufnahme des Täters auf dem Kanal des bekannten Gaming-Channels DreamHackCS, berichtet "WinFuture".

Dieser zählt über 1,5 Millionen Follower auf der Plattform und ist in der Szene rund um das Spiel "Counter Strike: Global Offensive" populär. Dadurch könnte der Eindruck entstehen, DreamHackCS habe das Video übertragen. Laut der Manipulation hätten 550 Personen das Attentat live auf dem Kanal mitverfolgt.

Kritik und rechtliche Schritte

Das sorgte für reichlich Kritik in den sozialen Medien. Zahlreiche Nutzer warfen dem ZDF Manipulation vor. Carlos "ocelote" Rodriguez, Gründer des E-Sport-Teams G2, beschimpfte die Redaktion als "dumme Idioten" und "unmenschliche F***en" und wirft ihnen "Bösartigkeit" vor.

Zudem kündigt der ehemalige E-Sportler rechtliche Schritte an. "Unsere Anwälte sind dran", heißt es in einem Tweet.

Der ZDF entschuldigte sich schließlich am Freitag für den Fauxpas. Das Video, das auf dem Kanal von Heute+ geteilt wurde, wurde entfernt. Eine Begründung dazu, wie es zu dem Vorfall gekommen ist, wurde nicht genannt. (red, 12.10.2019)