Nach der Verwüstung eines Regierungsgebäudes durch Demonstranten hat die ecuadorianische Regierung eine Ausgangssperre über die Hauptstadt Quito verhängt.

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Quito – Bereits seit zehn Tagen wird Ecuadors Hauptstadt Quito von massiven Protesten erschüttert: Am Samstag feuerte die Polizei erneut mit Tränengas auf Demonstranten und blockierte die Zufahrtsstraßen zum Flughafen. Indessen verwüsteten vermummte Aktivisten ein Regierungsgebäude. Wie ein AFP-Fotograf berichtete, griff eine Gruppe von Demonstranten das Gebäude mit Molotowcocktails an, legte Feuer und drang anschließend ins Innere des Gebäudes ein. Die Behörden mussten das Gebiet evakuieren, damit die Einsatzkräfte das Feuer löschen und sich um das im Gebäude befindliche Personal kümmern konnten. Daraufhin verhängte Staatschef Lenín Moreno eine umgehende Ausgangssperre. Außerdem sei die Stadt unter Kontrolle des Militärs gestellt worden, so der Präsident.

Er habe die Ausgangssperre und militärische Unterstützung angeordnet, um die Arbeit der Einsatzkräfte gegen zu erleichtern, schrieb Moreno auf Twitter.

Am frühen Samstag hatte es noch Anzeichen für eine Entspannung der Lage gegeben. Die Führung der indigenen Völker Ecuadors hatte sich am Morgen des zehnten Tages der Unruhen zu einem direkten Dialog mit Moreno bereiterklärt. Sein Entschluss, die Spritpreis-Subventionen zu streichen, hatte vergangene Woche die Protestwelle ausgelöst. Mit der Einsparung von jährlich 1,4 Milliarden Dollar will Moreno den defizitären Staatshaushalt sanieren. Die Maßnahme ist Teil der Reformauflagen für einen Kredit des Internationalen Währungsfonds von 4,2 Milliarden Dollar. Durch den Wegfall der seit mehr als 40 Jahre gültigen Subventionen sind die Benzinpreise um 25 Prozent und die Dieselpreise um 100 Prozent gestiegen.

Indigene insistieren auf Subventionen der Treibstoff-Preise

Die Indigenen bestehen auf die Wiederherstellung der Subventionen. Sie würden keine Kompensationen für die erhöhten Treibstoffpreise annehmen, hieß es in einer Stellungnahme. Moreno hatte am Freitag in einer kurzen Fernsehansprache zum Dialog aufgerufen. Er schlägt vor, einen Teil der durch die Streichung eingesparten Staatsgelder zur Unterstützung der indigenen Bauern zu verwenden.

Auch in anderen Städten Ecuadors hielten am Samstag die Kundgebungen an, bei denen es zu wiederholten Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften kam. Die anhaltenden Landstraßenblockaden haben die Lebensmittel- und Treibstoffversorgung in mehreren Provinzen stark beeinträchtigt, wie die Zeitung "El Comercio" berichtete. Bei den regierungskritischen Kundgebungen sind bereits mindestens vier Demonstranten ums Leben gekommen, unter ihnen ein regionaler Führer der indigenen Völker. Seit dem Jahr 2000 mussten drei von fünf ecuadorianischen Präsidenten wegen Protesten Indigener zurücktreten. (red, APA, 12.10.2019)