Apple-Chef Tim Cook.

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Apple scheint gerade einen echten "Run" zu haben – und zwar in einer negativen Hinsicht. Nachdem sich schon iOS 13, und damit die aktuellste Version von Apples Smartphone-Betriebssystem, als reichlich fehlerbehaftet herausgestellt hat, zieht nun auch eine neue Softwaregeneration für Desktop-Rechner den Zorn der Nutzer auf sich.

Probleme über Probleme

MacOS 10.15 sollte den Codenamen "Vista" statt "Catalina" tragen, fasste es etwa Softwareentwickler Tyler Hall zusammen. Eine Anspielung auf Windows Vista, die wohl am meisten kritisierte Version von Microsofts Betriebssystem. Garniert war sein erster Tweet zu dem Thema mit einem Screenshot, der den Zustand seines Rechners nach dem Update auf die neueste Softwareversion zeigt. Zu sehen sind unzählige Benachrichtigungen, Autorisierungsdialoge und Popup-Fenster.

In einem nachfolgenden Blogeintrag geht Tyler im Detail auf die einzelnen Probleme ein, und betont dabei, dass sich ihm durchaus bewusst sei, dass sich einige seiner Problem daraus ergeben, dass er Entwickler sei. Entsprechend groß sei die Zahl jener Dialog, die vom Nutzer eine frische Erlaubnis für den Zugriff auf sensible Daten einfordern. Im Detail seien diese aber oft nicht nachzuvollziehen. Generell sei die Vorgehensweise, die Nutzer mit solchen Dialogen zuzumüllen, zweifelhaft. Immerhin würden diese dann nur blind auf "ok" drücken, um diese irgendwie wegzubekommen. Schließlich sei oft auch nicht umgehend nachvollziehbar sei, worum es dabei jeweils geht.

Ausgesperrt

Ein weiterer Bug: Nachdem er einige Stunden damit verbracht habe, um den Rechner wieder in einen brauchbaren Zustand habe sich seine Ehefrau eingeloggt, was auch zunächst problemlos geklappt habe. Dann habe sich der Mac aber in den Schlafzustand versetzt. Alle Versuche sich danach wieder einzuloggen, schlugen Fehl. Grund dafür dürfte sein, dass ihr Passwort sehr einfach war, und offenbar nicht mehr von macOS akzeptiert wird. Das ist aus Sicherheitsgründen an sich verständlich, die Aussperrung hingegen nicht. Am Ende bleibt den beiden also nur mehr über, den Account von einem Backup ausgehend frisch einzuspielen.

Fotos

Probleme berichtet Tyler aber auch mit der Photos.app. Zunächst habe es acht Stunden gebraucht um seine 200 GB große Fotobibliothek zu aktualisieren. Nur um jetzt dann keinerlei neue Fotos mehr anzuzeigen, die auf einem anderen Gerät erstellt und mit iCloud synchronisiert wurden. Doch auch lokal lassen sich keine Bilder mehr zur Bibliothek hinzufügen. Dazu kommen dann noch kleine Dinge, wie ein Vorfall, bei dem er den Rechner nicht neustarten konnte, da die Systemeinstellungen angeblich noch laufen – obwohl sie im Dock gar nicht sichtbar waren. Zudem erhalte er bisher – über alle Neustarts hinweg – noch immer laufend die "Welcome to macOS Catalina"-Benachrichtigung, die eigentlich nur einmal angezeigt werden sollte.

Generelle Probleme

Doch selbst wer von solchen Problemen verschont bleibt, der sollte besser in Ruhe darüber nachdenken, ob er wirklich schon auf die neue macOS-Generation wechseln will. Klagen doch viele Nutzer über nicht mehr funktionierende Programme. Grund dafür ist vor allem die Entfernung des 32-Bit-Supports. Ein Beispiel hierfür sind ältere Versionen von Adobe-Programmen: Diese lassen sich nach dem Update nicht mehr aktivieren, da die zugehörige Komponenten ein 32-Bit-Programm ist. Und besonders ironisch: Eine Deinstallation klappt aus demselben Grund ebenfalls nicht mehr. Aus diesem Grund rät Adobe Nutzern von Prä-Creative-Cloud-Versionen seiner Software davon ab, ein Update auf Catalina durchzuführen.

Doch selbst wer eine aktuelle Ausgabe von Photoshop und Co hat, stößt schnell auf Probleme bei der Catalina-Nutzung. So berichten User über Fehler beim Benennen von Dateien oder auch beim Rendern von Videos. Manche Plugins funktionieren gleich gar nicht. Die Probleme beschränken sich aber nicht auf Adobe-Produkte, Apple-Blogger Steve Moser hat eine Liste mit 235 Programmen, die nicht mehr mit Catalina zusammenarbeiten, veröffentlicht. Darunter befinden sich auch einige Versionen von Microsoft Office.

Als problematisch stellt sich zudem auch das Ende von iTunes heraus. So funktionieren nun einige Drittprogramme nicht mehr, die sich bisher auf die Apple-Software für den Zugriff auf die Musikbibliothek verlassen haben.

Abwarten

Problematisch könnte das Update insofern vor allem für jene werden, die viele alte Programme einsetzen, betont denn auch etwa The Verge. Dort gibt man auch einen Ratschlag, über den die Nutzer die entstehenden Probleme schon vorher einschätzen können. Über eine Spotlight-Suche kann das "System Information Tool" geöffnet werden. Dort findet sich im seitlichen Menü der Punkt "Software" und darunter dann wieder "Legacy Software". Hier sind dann alle alten 32-Bit-Programme gelistet.

Angesichts all der anderen berichteten Probleme mag es aber generell eine gute Idee sein, noch etwas mit dem Update auf macOS Catalina zu warten. Wirklich umwälzende Neuerungen bringt es ohnehin nicht. Gleichzeitig muss sich Apple zunehmend die Frage gefallen lassen, ob man ein generelles Problem mit der Sicherung der Softwarequalität hat. (red, 13.10.2019)