Nina Hoss wird in "Criminal" verhört.

Screenshot: Netflix / Youtube

Dr. Edgar Fallon ist nicht gerade gesprächig: "Kein Kommentar." Wie er heiße? Wo er gewesen sei? Ob er seine Stieftochter ermordet habe? Immer dieselbe Antwort. Den Ermittlern läuft die Zeit davon: Über 23 Stunden lang haben sie ihren Verdächtigen befragt, nur noch wenige Minuten dürfen sie ihn festhalten, nicht einen Schritt sind sie weitergekommen. Bis sie ganz, ganz tief in die Trickkiste greifen.

Criminal ist eine völlig untypische Serie, denn man sieht kein Verbrechen, kein Opfer, keine Verfolgungsjagd, keine Ermittlungen. Nur ein Verhörzimmer, der oder die Tatverdächtige, die Verhörspezialisten. Und einen Kaffeeautomaten. Kammerspiel pur, der Krimi läuft in den Köpfen der Zuschauer ab – und bekanntlich sind die wahren Abenteuer nur dort und sonst nirgendwo.

Trailer zu "Criminal".
Netflix Deutschland, Österreich und Schweiz

Die erste der hoffentlich mehreren Staffeln besteht aus jeweils drei Fällen, an deren Aufklärung britische, deutsche, spanische und französische Polizisten arbeiten. Das Herausfordernde an der Serie sind nicht Ausstattung, Spezialeffekte und Soundtrack, sondern eine grandiose Regie, ein erstklassiges Schauspielerensemble und ein Stoß hervorragender Drehbücher. Und so ist es auch: David Tennant (Dr. Who, Broadchurch), Nina Hoss (Homeland), Hayley Atwell, Peter Kurth, Nicholas Pinnock, Eva Meckbach, Sylvester Groth, Emma Suárez, Laurent Lucas ... sie alle spielen sich gegenseitig an die Wand.

Mal sehen, ob es auch einmal eine Österreich-Staffel geben wird. Den Kaffeeautomaten aus dem Kottan-Fundus gibt es sicher noch irgendwo. (Gianluca Wallisch, 14.10.2019)