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US-Farmer im Mittleren Westen, die für die Wiederwahl von Trump 2020 wichtig sind, zeigten sich erfreut über die Teileinigung.

Foto: reuters/oxford

Wenn die Börsen am Montag aufsperren, wird der Effekt der am Freitagabend überraschend verkündeten Teileinigung im Handelskonflikt zwischen USA und China wohl schon wieder durch andere Ereignisse überlagert sein, meinten Analysten am Wochenende. Die US-Aktienmärkte, die zum Zeitpunkt der Bekanntgabe des Durchbruchs noch geöffnet hatten, legten zunächst kräftig zu, gaben später aber Teile ihrer zuvor erzielten Gewinne wieder ab.

Zu widersprüchlich sind die Angaben zum Deal. Und das, was bekanntgemacht wurde, muss erst noch in trockene Tücher gewickelt werden.

Laut Trump ist die Führung in Peking bereit, den chinesischen Bankenmarkt für Finanzdienstleister aus den USA zu öffnen, die Landeswährung Renmimbi nicht weiter als Kampfmittel zur Verbilligung eigener Exporte einzusetzen und den Diebstahl geistigen Eigentums zu unterbinden. Und: China habe außerdem zugesagt, US-Bauern Agrargüter im Wert von 40 bis 50 Milliarden Dollar (36 bis 45 Milliarden Euro) abzukaufen. Die restlichen Streitpunkte, insbesondere auch die, die neue, sicherheitsrelevante Technologien betreffen, sollten in einer zweiten und womöglich dritten Phase von Verhandlungen geklärt werden.

China zurückhaltend

China sprach in einer ersten Reaktion etwas zurückhaltender von "substanziellen Fortschritten" in den Verhandlungen. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Wochenende berichtete, erörterten beide Seiten demnach auch Vorbereitungen für künftige Konsultationen und einigten sich darauf, gemeinsame Anstrengungen zu unternehmen, um schließlich eine Einigung zu erzielen.

Die USA jedenfalls wollen auf die für morgen, Dienstag, angedrohte Anhebung von Strafzöllen von 25 auf 30 Prozent verzichten. Betroffen gewesen wären Produkte "made in China" im Wert von insgesamt 250 Milliarden US-Dollar.

Was die von Trump für Mitte Dezember angekündigten zusätzlichen Strafzölle betreffe, sei hingegen noch keine Entscheidung gefallen, sagte US-Handelsbeauftragter Robert Lighthizer. Ursprünglichen Plänen zufolge sollten dann Strafzölle von 15 Prozent auf Konsumgüter aus China im Wert von rund 160 Milliarden US-Dollar in Kraft treten.

Abkommen in drei bis fünf Wochen

"Die Abschaffung eines Teils der Zölle bedeutet eher eine Minderung der Spannungen als ein Ende des Handelskriegs", gab Chinas parteinahe Zeitung Global Times am Wochenende in einem Kommentar zu bedenken: "Es muss noch viel Arbeit geleistet werden, damit beide Seiten zu einem endgültigen Ergebnis kommen."

Trump äußerte seine Hoffnung, dass das Teilabkommen in den kommenden drei bis fünf Wochen finalisiert werden könne. Er und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping könnten es dann womöglich am Rande des Gipfels der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) Mitte November in Santiago de Chile unterzeichnen. Die Verhandlungen zur Lösung verbliebener Streitpunkte sollten unmittelbar nach Abschluss des ersten Teilabkommens beginnen.

Entspannung im Konflikt

Mit der Teileinigung kommt Entspannung in den Handelskrieg, der in beiden Ländern zu einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums geführt hat und die Weltkonjunktur bremst. Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt haben einander schrittweise mit immer neuen Strafzöllen überzogen. Auch auf den Aktienmärkten schlug sich das Tauziehen der politischen und wirtschaftlichen Schwergewichte nieder, immer wieder bekamen Anleger neuerliche Eskalationen zwischen den Rivalen über sinkende Kurse ihrer Wertpapiere zu spüren.

Die Verkündung eines Teilabkommens kam überraschend: Trump hatte wiederholt betont, seine Priorität sei ein umfassendes Handelsabkommen. Bei den großen Agrarproduzenten im Mittleren Westen der USA sorgte die Nachricht einer Teileinigung für Hoffnung, dass die zuletzt stark zurückgegangenen Exporte in das Reich der Mitte wieder anspringen. (Günther Strobl, 13.10.2019)