Laut dem Thüringer Verfassungsschutz-Präsidenten Stephan Kramer sollen Shooter eine "wichtige Rolle" bei der Radikalisierung einnehmen.

Foto: Valve

Nachdem sich Horst Seehofer, Deutschlands Innenminister, nach dem rechtsextremen Anschlag in Halle dafür ausgesprochen hat, die "Gamer-Szene" als Konsequenz unter Beobachtung zu stellen, hat nun auch Thüringens Verfassungsschutz-Chef Stephan Kramer Stellung bezogen. Er sagte im Interview mit dem "Tagesspiegel", dass Teile der Szene eine Plattform für Rechtsextremisten sei, "um sich zu vernetzen und um sich gegenseitig in ihrem Hass zu bestärken, zu messen und zu motivieren". Dies würde laut Kramer alles vom "Sofa zu Hause aus" passieren.

"Achievements" und Twitch

Der Attentäter von Halle hatte vor seiner Tat einen Ablaufplan veröffentlicht, in dem er sogenannte "Achievements" beschrieb. Der Mann hatte den Anschlag auf eine jüdische Synagoge wie ein Game geplant, bei dem er möglichst viele unterschiedliche Menschen tötet, um bestimmte "Meilensteine" zu erzielen. Die Tat wurde auch auf der Streaming-Plattform Twitch übertragen, auf der sich vorrangig Menschen beim Spielen, aber auch anderen Aktivitäten wie Kochen, Reisen, Musizieren und Basteln zeigen.

Laut Kramer sind Shooter schuld

Im Gegensatz zu Seehofer fordert Kramer allerdings nicht, dass man Gamer unter Beobachtung stellen soll. Im Gespräch mit dem "Tagesspiegel" merkt der Thüringer Verfassungsschutz-Präsident allerdings an, dass "Shooter-Spiele" als Plattform für Rechtsextremisten eine "wichtige Rolle" einnehmen. "Hier entsteht für den entsprechenden Personenkreis durch die Mischung von Hass, Gewalt, Maskulinität und Sexualität ein Treibhaus zur Befriedigung und weiteren Radikalisierung", merkt Kramer in dem Gespräch an.

Immer wieder "Killerspiele"

Seehofers und Kramers Aussagen stoßen bei vielen Beobachtern auf Ablehnung und Unverständnis. Viele fühlen sich an die "Killerspiele"-Debatte erinnert, die in Deutschland rund um die Jahrtausendwende entbrannte. Erstmals genannt wurde der Begriff vom damals bayrischen Innenminister Günther Beckstein. Drei Jahre später rückte das Thema erneut in den gesellschaftlichen Fokus, nachdem in Erfurt ein 19-Jähriger 16 Menschen getötet hatte. Der Mann soll Shooter genutzt haben, wodurch kurzzeitig ein Verbot im Raum stand. (red, 14.10.2019)