Marko Arnautovic sagt, was Sache ist.

Foto: APA/ROBERT JAEGER

Jubel, Trubel, ÖFB.

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Teamchef Franco Foda ist nicht rot geworden, als er, der Sonntag war fast vorbei, in den Katakomben des Stadion Stozice in Ljubljana sagte: "Noch haben wir nichts erreicht, wir müssen den Sack zumachen." Das zeugte von Selbstbeherrschung. Wahr ist, da kann man den Morgen vor dem Abend loben. Österreichs Fußballteam wird die EM 2020 bereichern. Gemeinsam mit Polen und 22 anderen Nationen. Es ist nach 2008 (Gastgeber) und 2016 die dritte Teilnahme.

Das 1:0 in Slowenien hat den Sack zu 99,99 Prozent zugemacht, Torschütze Stefan Posch ließ keine Zweifel offen. "Jetzt steht nichts mehr im Weg." Die Abschlussparty steigt am 16. November im Happel-Stadion, in einer Nebenrolle ist Nordmazedonien zu sehen. Drei Tage später muss in Riga gegen Lettland schon noch Fußball gespielt werden, dann ist die Gruppe G der Qualifikation offiziell eine schöne Geschichte. Eine winzige Ungewisse gibt es noch, aber dieses Gedankenspiel grenzt an Perversion. Sollte Nordmazedonien 4:0 gewinnen, könnte es noch eng werden.

Die Standardsituation zu Österreichs Quali-Spielen.
DER STANDARD

Die Vorstellung in Ljubljana war durchaus beachtlich. Foda: "Ein griffiger, bissiger, aufmerksamer, hochkonzentrierter Auftritt. Der Plan wurde zu einhundert Prozent umgesetzt." Er verteilte Komplimente, sogar große: "An die Spieler, ans Betreuerteam, an die Ärzte." Die Reise zur EM hatte eigentlich fürchterlich, mit einem Totalschaden, begonnen: 0:1 gegen Polen, 2:4 in Israel. Watschen sind prinzipiell abzulehnen, in diesem Fall haben sie Sinn gemacht. Foda. "Wir standen mit dem Rücken zu Wand, das hat uns stark gemacht." Kapitän Julian Baumgartlinger: "Wir haben Lehren daraus gezogen, an Schrauben und Rädchen gedreht, sind zusammengewachsen. Es entstand ein großartiger Teamgeist, wir sind reif geworden."

Auffallend ist die Breite des Kaders. Marko Arnautovic, David Alaba, Stefan Lainer, Xaver Schlager, Hannes Wolf, Florian Grillitsch und ein paar andere mussten ersetzt werden, gravierende Auswirkungen hatte das keine. Foda: "Wir haben ein großes Spektrum an großen Spielern, die jederzeit bereit sind."

Valentino Lazaro ist sehr "stolz auf die Jungs".
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Der 22-jährige Hoffenheim-Legionär Posch ist nur ein Beispiel. In Warschau sprang er beim 0:0 gegen Polen für den illuminierten Martin Hinteregger in der Innenverteidigung ein, beim 3:1 gegen Israel und jetzt in Slowenien vertrat er rechts in der Viererkette Lainer. Sein Einsatz war bis zuletzt ungewiss, Posch hatte einen Schlag gegen die Hüfte abbekommen. "Ich brachte die Schmerzen aus dem Körper und aus dem Kopf, habe das ausgeblendet." Und so köpfelte er in der 21. Minute nach einem Eckball das Siegestor. "Ein unglaubliches Gefühl." Es war sein erstes Tor im vierten Länderspiel, allzu viele Treffer werden kaum folgen, das steht nicht in der Jobbeschreibung eines Verteidigers.

In Ljubljana ist kein Akteur abgefallen, vielleicht wirkt Tormann Cican Stankovic in manchen Situationen nicht gerade außerirdisch, aber solange hinten die Null steht, ist das kein Grund zur Depression. Hinteregger und Aleksandar Dragovic bilden ein staubtrockenes Innenverteidiger-Duo, für Kreativität sorgen Marcel Sabitzer, Konrad Laimer oder Valentino Lazaro. Michael Gregoritsch ersetzte den verletzten Arnautovic passabel.

Marko Arnautovic: "Am 16.11. machen's wir klar."
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Lazaro hat bei Inter Mailand noch keine einzige Minute in der Liga mitgemacht, der 23-Jährige konnte das im Nationalteam verbergen. Foda: "Natürlich ist es künftig wichtig, dass er Praxis bekommt. Für ihn ist es das Größte, für Österreich zu spielen. Und er ist in der Lage, das zu zeigen." Stefan Ilsanker ist bei RB Leipzig sogar nur dritte Wahl. Im Team hält er durchaus mit.

Österreich ist wieder auf dem Weg zu einer gewissen Fußballbegeisterung, dafür sorgen auch die Vereine in der Champions und Europa League. Gegen Israel waren nur 26.200 Zuschauer im Happel-Stadion. Am 16. November sollte die Hütte voll sein. Foda: "Wenn dann das Stadion nicht ausverkauft ist, verstehe ich die Welt nicht mehr."

Die sechs Vorrundengruppen verteilen sich auf den ganzen Kontinent, Gruppe A wird in Rom und Baku gespielt, Gruppe B in Sankt Petersburg und Kopenhagen, Gruppe C in Amsterdam und Bukarest, Gruppe D in London und Glasgow, Gruppe E in Bilbao und Dublin, Gruppe F in München und Budapest. Die EM wird am 30. November in Bukarest ausgelost. Marko Arnautovic ersuchte um die Veröffentlichung folgenden Zitats: "Wir sind dabei, das kannst du aufschreiben." (Christian Hackl aus Ljubljana, 14.10.2019)