Die türkischen Spieler stehen stramm.

Foto: APA/AP/AP Photo

Nyon – Die Uefa wird nach dem Wirbel um den Torjubel türkischer Nationalspieler ein Verfahren gegen den türkischen Verband einleiten. Nach dpa-Informationen tagt die zuständige Kontroll-, Ethik- und Disziplinarkammer am Donnerstag. Ob dann schon eine Entscheidung über Sanktionen fallen wird, ist aber fraglich.

Die türkischen Spieler hatten direkt nach dem Siegestreffer zum 1:0 in der EM-Qualifikation gegen Albanien am Freitag auf dem Platz und später auch in der Kabine mit der Hand an der Stirn salutiert. Laut dem türkischen Verband war der Militärgruß den bei der "Operation Friedensquelle" in Nordsyrien eingesetzten Soldaten gewidmet.

Politische Bekundungen verboten

Die Uefa verbietet in ihren Statuten politische Bekundungen jeder Art. In der Vergangenheit waren bei entsprechenden Vorfällen, die meist von den Fans auf den Tribünen ausgegangen waren, teils harte Strafen ausgesprochen worden.

Das Uefa-Verfahren kann sich gegen den Verband, aber auch gegen einzelne Spieler richten. Zunächst werden Stellungnahmen von den Beteiligten eingeholt. Auch die Aktivitäten der Spieler in den sozialen Medien fallen unter die Zuständigkeit der Uefa. Torschütze Cenk Tosun hatte nach dem Spiel ein Foto von dem Jubel auf Instagram gepostet.

Gündogan und Can im Blickpunkt

Auch die deutschen Nationalspieler Ilkay Gündogan und Emre Can gaben dem Foto ihr "Like". Der deutsche Teamchef Joachim Löw und DFB-Direktor Oliver Bierhoff verteidigten ihre Spieler, die um Nachsicht warben. "Glauben Sie mir: Nach dem letzten Jahr ist das Letzte, was ich wollte, ein politisches Statement zu setzen", ließ Gündogan mitteilen.

Gündogan und Can nahmen ihre Likes auf Instagram später wieder zurück. Dass aus seiner Unterstützung für seinen "sehr guten Freund" Tosun eine solche Geschichte werde, sei "ein bisschen schade", sagte Gündogan. "Da war natürlich absolut keine politische Absicht dahinter, Emre und ich sind beide konsequent gegen jeglichen Terror und gegen jeglichen Krieg." Can sagte der "Bild"-Zeitung, er habe "ohne jegliche Intention" gehandelt. Er sei "ein absoluter Pazifist".

Löw: "Auf keinen Fall ein politisches Statement"

Es sei "auf keinen Fall ein politisches Statement" seiner Spieler gewesen, richtete Löw aus. "Wer beide Spieler kennt, der weiß, dass sie gegen Terror, gegen Krieg sind." Bierhoff sagte, er sehe es nicht so kritisch. Auch viele andere Spieler auf der Welt hätten das Foto gelikt. "Jetzt kann man ja nicht allen unterstellen, dass sie für Krieg und Terror sind."

Zuletzt hatte bereits eine Solidaritätsbekundung von Cenk Sahin vom Zweitligisten FC St. Pauli für Aufregung gesorgt. Sahin hatte in türkischer Sprache gepostet: "Wir sind an der Seite unseres heldenhaften Militärs und der Armee. Unsere Gebete sind mit euch!" Angehängt war der Name der Militäroperation. Der Klub distanzierte sich von dem Instagram-Posting, die St.-Pauli-Ultras forderten die sofortige Entlassung Sahins.

Türkischer Verband: "Militärgruß den Soldaten geschenkt"

Der türkische Verband teilte zu den Szenen nach dem Siegestreffer mit: "Die Fußballer haben dieses Tor mit dem Militärgruß den Soldaten geschenkt, die in der 'Operation Friedensquelle' dienen." Der türkische Militäreinsatz hatte am Mittwoch begonnen und richtet sich gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien. Er wird international scharf kritisiert. (APA, 14.10.2019)