Solche und ähnliche Postings fanden sich bis vor kurzem bei den Google-Bewertung des "Kiez-Döner" in Halle.

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Der rechtsextreme Terrorakt von Halle wird wohl noch länger die Öffentlichkeit beschäftigen. Während der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im deutschen Bundestag die Forderung nach Hintertüren in verschlüsselten Messengern aufwärmt, ist sein Parteikollege und Innenminister Horst Seehofer ausgerückt, um eine Überwachung der "Gamer-Szene" zu fordern, da seiner Ansicht nach Videospiele als Trainingswerkzeug für Anschläge genutzt werden.

Mit den Folgen haben aber auch die Mitarbeiter des "Kiez-Döner" zu kämpfen. Denn der Attentäter erschoss, nachdem er sich keinen Zutritt zur Synagoge verschaffen konnte, eine junge Frau und einen Besucher des Imbisses. Das nahmen manche Internetnutzer zum Anlass, auf Google Bewertungen mit niederträchtigen Kommentaren zu hinterlassen.

Hasskommentare blieben tagelang stehen

"Schlechter Döner. Hinter dem Kühlschrank bei den Getränken ist irgendwas rotes. [sic!] Keine Ahnung was das ist", schreibt dort etwa ein anonymer Account namens "Happy Family Fun HD". "Trotz angegebener Öffnungszeiten heute einfach zu gehabt. Musste hungernd wieder abziehen", verewigte sich "Werner Wernersen".

Teilweise sind Einträge wie diese bereits vier Tage alt, also kurz nach dem Anschlag verfasst worden. Obwohl sie laut verschiedenen Nutzern gemeldet wurden, war Google Deutschland lange untätig geblieben. Das hatte zuletzt sogar den reichweitenstarken Satiriker Jan Böhermann auf den Plan gerufen, der die Hasspostings dokumentierte und erneut auf die Löschverantwortung von Google hinwies.

Dort dürfte die öffentliche Aufregung nun auch angekommen sein. Am Montagvormittag kurz vor 11 Uhr wurden die geschmacklosen Rezensionen schließlich entfernt. Einen Kommentar zum eigenen Vorgehen gab Google allerdings bislang nicht ab. Zahlreiche Nutzer haben ohnehin die Eigeninitiative ergriffen. In eigenen Bewertungseinträgen richten sie den Betreibern gute Wünsche aus und kritisieren auch die verächtlichen Kommentare.

Verschwörungtheorien

Wie Mimikama dokumentiert, kursieren rund um den Terror in Halle auch Verschwörungstheorien in sozialen Medien. In diesen wird der Täter als Iraner oder Kasache identifiziert, womöglich um vom rechtsextremen Hintergrund der Morde abzulenken und die Medien zu diskreditieren. (gpi, 14.10.2019)