Der Sonntag soll arbeitsfrei bleiben, fordern Gewerkschaft und Kirchen.

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Wien – Derzeit blicken nicht nur Umweltaktivisten besorgt in die Zukunft, sondern auch Österreichs Kirchen und Gewerkschafter. Sie fordern die künftige Regierung unter dem Hashtag sundays4future – angelehnt an die Freitagsdemonstrationen in aller Welt – auf, dass der Sonntag arbeitsfrei bleiben soll. Die Sonntagsallianz, wie sich die Vertreter der Kampagne nennen, fordert außerdem die Rücknahme des geänderten Arbeitsruhegesetzes aus dem Vorjahr. Dieses hätte zu "massiven Verschlechterungen" für Arbeitnehmer geführt.

Die Sonntagsöffnung sei ein "reines Minderheitenprogramm mit vielen Nachteilen für die breite Masse und wenigen Vorteilen für eine kleine Gruppe", sagte die Bundesvorsitzende der Gewerkschaft GPA-djp, Babara Teiber, am Montag. Auch die Arbeiterkammer sprach sich gegen die Sonntagsöffnung aus und forderte stattdessen "eine seriöse Diskussion über Arbeitszeitverkürzung", so AK-Präsidentin Renate Anderl. Matthias Geist, evangelischer Superintendent für Wien, bezeichnete den freien Sonntag in dem gemeinsamen Pressegespräch als "Profit für die Gesellschaft", und auch aus Sicht der katholischen Kirche sei eine weitere Ausdehnung der Sonntagsarbeit "vehement abzulehnen", so Anna Wall-Strasser, Vorsitzende der Katholischen ArbeitnehmerInnen-Bewegung Österreich (Kabö).

60 Prozent wollen sonntags nicht arbeiten

Nach Angaben der Allianz wollen knapp 60 Prozent der Österreicher den arbeitsfreien Sonntag "unbedingt behalten" und seien nicht bereit, sonntags regelmäßig zu arbeiten. Das ergab zumindest eine bei dem Meinungsforschungsinstitut Integral in Auftrag gegebene Umfrage. Ebenfalls sechs von zehn Befragten gaben an, dass sie eine Aufhebung der Wochenendruhe zugunsten individuell freier Tage nicht akzeptieren würden. Nach Angaben der Initiatoren sprachen sich in erster Linie Mütter und Personen zwischen 30 und 49 Jahren gegen eine Aufweichung aus. Für die Erhebung wurden tausend Österreicher zwischen 16 und 69 Jahren befragt.

Weniger Umweltbelastung

Argumente für den freien Sonntag gibt es für die Allianz gleich mehrere: Eines davon ist – wenig überraschend – die Glaubensausübung. Problematisch sei eine Sonntagsöffnung auch im Bezug auf die Kinderbetreuung, da im Handel überwiegend Frauen beschäftigt seien, die dann vor "unlösbare Herausforderungen gestellt" würden, so Teiber. Der freie Sonntag sei auch für ehrenamtliches Engagement wichtig, dort brauche man "gemeinsame, planbare freie Zeit", so der gewerkschaftliche Sprecher der Sonntagsallianz, Philipp Kuhlmann. Neben dem Mehraufwand einer "Destrukturierung" der Woche würde eine Öffnung der Sonntagsarbeitszeit laut den Initiatoren auch der Umwelt schaden.

Notwendige Arbeiten wie jene im Gesundheitswesen, der Pflege oder im Sicherheitswesen seinen von der Forderung ausgenommen, hieß es am Montag: "Ausnahmen sollten aber klar begrenzt bleiben, weil sonst tief in das gesellschaftliche Gefüge eingegriffen und die soziale Balance verändert wird."

Der 2001 gegründeten Allianz für den freien Sonntag gehören laut eigenen Angaben mehr als 50 Organisationen aus den Bereichen Kirchen, Gewerkschaften, Wirtschaft und Zivilgesellschaft an. Koordiniert wird die Arbeit der Allianz durch die Katholische Sozialakademie Österreich. (APA, red, 14.10.2019)