ÖVP-Chef Sebastian Kurz und Bundespräsident Alexander Van der Bellen treten aus der Tapetentür.
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18 Tage nach der Nationalratswahl gehen am Donnerstag die Sondierungen der Volkspartei mit ihren potenziellen Koalitionspartnern von ersten Dialogen der Parteichefs in Teamgespräche über. Rein rechnerisch hat ÖVP-Obmann Sebastian Kurz die Wahl zwischen Zweierkoalitionen mit drei der vier anderen Parlamentsparteien.

Nur die 15 Mandate der Neos würden zusammen mit den 71 Sitzen der ÖVP nicht für eine Regierungsmehrheit reichen. Mit der SPÖ (40 Mandate), der FPÖ (31 Mandate) oder den Grünen (26 Mandate) ginge sich eine Mehrheit von mindestens 92 der 183 Parlamentssitze aus.

Noch laufen also die Sondierungsgespräche, und bis konkrete Koalitionsverhandlungen der Volkspartei mit einem Juniorpartner fixiert werden, dürften einige weitere Tage vergehen.

Verglichen mit den vergangenen 30 Jahren sind wir damit schon spät dran, denn sechs der neun Regierungsbildungen seit 1990 waren nach 18 Tagen bereits in der Phase der eigentlichen Koalitionsverhandlungen. Nur 1995 (SPÖ/ÖVP, 26 Tage nach der Wahl), 1999 (ÖVP/FPÖ, 30 Tage nach der Wahl) und 2008 (SPÖ/ÖVP, 23 Tage nach der Wahl) dauerte es länger, bis die Öffentlichkeit von der Arbeit der späteren Regierungspartner an einem Koalitionspapier erfuhr.

Die 124 Tage im Jahr 1999 zählten zwar zu den längsten Zeitspannen zwischen einer Nationalratswahl und der darauffolgenden Regierungsangelobung, sie werden aber noch von einem Jahr übertroffen: 1962 hatte es 129 Tage gebraucht, ehe Bundespräsident Adolf Schärf seine Unterschrift unter den Regierungsvertrag setzte, mit dem die große Koalition unter ÖVP-Führung fortgesetzt wurde.

Wie lange die aktuelle Koalitionsbildung dauern wird, ist freilich noch nicht absehbar. Bewegen sich die Verhandlungsteams rund um den Durchschnitt der Zweiten Republik von 60,7 Tagen, dann wäre eine Übereinkunft Ende November zu erwarten. Wenn sie sich am Mittel der letzten 30 Jahre orientieren, würde es 81,9 Tage und damit bis knapp vor Weihnachten dauern.

Die Zeitleiste

Auch wenn sie länger dauern, wollen wir die Verhandlungen diesmal detaillierter begleiten. In der Folge und künftig eingebettet in andere relevante Artikel finden Sie eine Zeitleiste, die mit dem Wahltag am 29. September beginnt und in den kommenden Wochen und Monaten laufend um relevante Neuigkeiten und Ereignisse ergänzt wird – bis Österreich eine neue Regierung hat.

Und was denken Sie? Wie lange wird es diesmal dauern, bis Bundespräsident Alexander Van der Bellen aus der Tapetentür in der Hofburg tritt, um eine Regierung anzugeloben?

(Sebastian Kienzl, Michael Matzenberger, Daniela Yeoh, 17.10.2019)