Ein gebrochenes Schlüsselbein verhinderte, dass Casey Brown – hier bei der Rampage-Qualifikation Anfang September – weibliche Mountainbike-Geschichte schreiben konnte.

Foto: Paris Gore / Red Bull Content Pool

Innsbruck/Utah – Seit dem Jahr 2001 verschiebt die Freeride-Veranstaltung Rampage in Utah die Grenzen des auf dem Mountainbike Machbaren Stufe für Stufe hinauf. Doch bislang war diese Königsdisziplin Männern vorbehalten. Rufe, endlich auch Frauen zum Bewerb zuzulassen, wurden in den vergangenen Jahren immer lauter. Beinahe hätte Casey Brown heuer dieses Kapitel weiblicher Mountainbike-Geschichte endlich geschrieben, doch ein gebrochenes Schlüsselbein machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Und so werden am 25. Oktober wieder nur Männer am Start sein.

Freeriderin Hannah Bergemann testet ihre Line in Utah.

Doch in den vergangenen Tagen wurde – man könnte fast sagen: still und heimlich – das erste weibliche Rampage-Kapitel doch noch begonnen. Unter dem Projektnamen Formation haben sich mit Micayla Gatto, Tahnée Seagrave, Vaea Verbeeck, Veronique Sandler, Hannah Bergemann und Vinny Armstrong sechs der besten Freeriderinnen der Welt am Austragungsort der Rampage von 2015 versammelt. Wie beim althergebrachten Format hatten sie ihre Teams mit dabei, die ihnen halfen, Strecken in den Sandstein zu graben. Als Sponsor hinter der Veranstaltung fungierte, auch wie bei der Original-Rampage, der österreichische Red-Bull-Konzern.

Micayla Gatto meisterte eine der schwierigsten Lines beim Formation-Event.

Treibende Kraft hinter Formation ist die Freeride-Pionierin Katie Holden. Im Interview mit der kanadischen Mountainbikeplattform "Pinkbike" erklärte sie, dass die Veranstaltung kein Wettbewerb sein soll wie das Original, sondern vorerst den Frauen als Möglichkeit dienen soll, ihren Sport weiterzuentwickeln, die Grenzen des Machbaren nach oben zu setzen. Vom Ablauf her gliedert sich Formation in zwei Tage Streckenbau, einen Ruhetag und dann weitere zwei Tage Befahren dieser Lines.

Sechs unerschrockene Frauen haben in Utah ein Stück Mountainbike-Geschichte geschrieben.

Neben dem rein sportlichen Aspekt steht der Austausch unter den Fahrerinnen ebenso im Mittelpunkt, wie Holden erklärte. So fanden auch reine Theorie-Einheiten statt, bei denen sich die Athletinnen etwa über Themen wie Frauen im Extremsport unterhielten. Man wolle nicht bloß eine Frauenversion der Rampage schaffen, sondern sich als Gruppe finden, um gemeinsam einen Weg für die Zukunft zu finden. Wohin dieser führe, sei noch völlig offen.

No dig, no ride. Auch bei Formation mussten die Fahrerinnen und ihre Teams die Lines selbst in den Sandstein graben.

Da es noch kein offizielles Bildmaterial von der Formation gibt, muss auf Social-Media-Beiträge der beteiligten Fahrerinnen zurückgegriffen werden. Aber gut möglich, dass im Vorfeld oder im Zuge der Rampage am 25. Oktober erste offizielle Video- und Fotosegmente veröffentlicht werden. Man darf gespannt sein, wohin sich Formation entwickelt. Vergleicht man die bislang bekannten Eindrücke mit jenen der ersten Rampage von 2001, haben die Frauen die Latte bereits sehr hoch gelegt. (Steffen Arora, 15.10.2019)