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Dieses Bild soll künftig ein bisschen diverser werden: "Wir haben nicht genug Anstrengungen unternommen, um dem entstandenen strukturellen Ungleichgewicht entgegenzuwirken", sagt Zalando-Vorstand Rubin Ritter (männlich, links).

Foto: reuters / hannibal hanschke

Berlin – Der Online-Modehändler Zalando führt eine Geschlechterquote für sein Management ein. Auf den sechs höchsten Führungsebenen solle bis Ende 2023 ein ausgewogenes Verhältnis von Frauen und Männern erreicht werden, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Der Anteil soll jeweils zwischen 40 und 60 Prozent liegen. Die neue Quote gilt auch für Aufsichtsrat und Vorstand.

Zalando SE beschäftigt europaweit rund 14.000 Mitarbeiter. Das Management musste sich zuletzt kritische Fragen gefallen lassen, weil im Vorstand fünf Männer sitzen, aber keine Frau.

Ziel: Null Frauen

Erst im April wurde der Bericht der Allbright-Stiftung veröffentlicht, demzufolge der Zalando-Vorstand als Ziel "null Frauen" definiert hat – so konnte eine freiwerdende Stelle in dem Gremium zwar mit einer Frau besetzt werden, Verpflichtung dazu gab es aber keine.

Bei der jüngsten Erweiterung des Vorstands kamen dann auch zwei Männer zum Zug. Zum "Spiegel" sagte das Unternehmen damals: "Wir sind überzeugt, die richtige Besetzung gefunden zu haben. Gleichzeitig sind wir uns bewusst, dass unser Führungsteam größtenteils aus Männern besteht, und arbeiten daran, dies zu ändern."

"Haben zu wenig unternommen"

"In den letzten elf Jahren lag unser Fokus klar auf der Etablierung und dem Wachstum unseres Geschäfts", sagte Zalando-Co-Chef Rubin Ritter nun. "Wir haben nicht genug Anstrengungen unternommen, um dem entstandenen strukturellen Ungleichgewicht entgegenzuwirken." Die Führungsteams seien nicht vielfältig genug.

Im Jahr 2018 waren bei Zalando etwa zwei Drittel aller Führungskräfte Männer – je höher die Führungsebene, desto geringer der Frauenanteil. Bisher galt als Ziel eine Frauenquote von 25 Prozent auf der Ebene unterhalb des Vorstands und 30 Prozent auf der Ebene darunter. 2018 waren dort elf beziehungsweise 16 Prozent der Führungskräfte Frauen.

Mehr Diversität auch bei Herkunft und Bildung

"Vielfalt auf allen Unternehmensebenen führt zu besseren Entscheidungen, fördert eine kreative Kultur und steigert im besten Fall die Gesamtleistung", sagte Aufsichtsratschefin Cristina Stenbeck. Zalando wolle sich diverser aufstellen, nicht nur beim Geschlecht, sondern auch bei Internationalität und Bildung. Dazu soll es einen jährlichen Bericht geben.

Seit Anfang 2016 müssen die etwa 100 größten börsennotierten und voll mitbestimmungspflichtigen Unternehmen in Deutschland nach dem Aktiengesetz mindestens 30 Prozent der Posten in ihren Kontrollgremien mit Frauen besetzen. Für das Management gibt es nur Vorgaben für die Ebenen unterhalb des Vorstands. In den 160 Unternehmen der Börsenindizes Dax, MDax und SDax saßen nach einer Untersuchung des Beratungsunternehmens EY in der ersten Hälfte dieses Jahres 61 Frauen und 640 Männer. Der Frauenanteil lag damit bei knapp neun Prozent. (red, APA, dpa, 15.10.2019)