Was leistet Journalismus heute? Dieter Fahrers Dokumentation "Die Vierte Gewalt" untersucht den Arbeitsalltag von vier Schweizer Medien.

Screenshot: 3sat

Ihre Zeitung Der Bund bekommen die Eltern auch nach der Übersiedlung in ein Altenheim täglich geliefert. Ebenfalls mitgenommen haben sie die liebevoll gestalteten Skizzenbücher, in die der Vater des Schweizer Filmemachers Dieter Fahrer seit vielen Jahren ausgeschnittene Zeitungsartikel einklebt, um auf der gegenüberliegenden Seite Zeichnungen anzufertigen.

Fahrer beginnt seine Dokumentation Die Vierte Gewalt mit sehr persönlichen Bildern, die wie aus der Zeit gefallen scheinen. Es dauert nicht lange, bis er im Heute der Medienwelt ankommt. Auf einer Wand des Nachrichtenportals Watson prangt ein Plakat mit der Aufschrift "Katzenbilder sind auch News". Ob sie auch Journalismus sind, ist eine der Fragen, die Fahrer aufwirft – ohne in vordergründige Polemik zu verfallen.

Fahrer verwebt dazu die autobiografische Selbstbefragung als Medienkonsument mit Schlaglichtern auf vier Schweizer Medien, darunter das Onlinemagazin Republik und die SRG. Nicht nur das Schreckgespenst einer Rundfunkgebührenabschaffung sorgt für Wiedererkennungswerte über die Landesgrenzen hinaus.

Fahrers Film erzählt neben dem schwer beherrschbaren ökonomischen Druck auch von einem Wandel der Mediengewohnheiten. Während seine Eltern die Zeitung nach der Lektüre gerne als Unterlage beim Erdäpfelschälen verwenden, bieten sich online wiederholt die meditativen Bilder von Webcams als Zufluchtsort vor der Nachrichtenflut an. An einem Befund ändert sich allerdings nichts: Medien als Vierte Gewalt sind immer bedroht. (Karl Gedlicka, 16.10.2019)