Die Blauhelme ziehen ab.

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New York – Der UNO-Sicherheitsrat hat nach 15 Jahren die UN-Friedensmission in Haiti eingestellt. Gleichzeitig appellierte UN-Generalsekretär António Guterres am Dienstag an alle Akteure in dem Karibikstaat, ihre Differenzen beizulegen und das Land aus der Krise zu führen.

Die UNO hatte 2004 nach dem Sturz des damaligen Präsidenten Jean-Bertrand Aristide Friedenstruppen nach Haiti entsandt. 2017 wurden die Blauhelmsoldaten durch eine UN-Polizeimission ersetzt. Die Zahl der entsandten Polizisten wurde schrittweise von 1.300 auf 600 zurückgefahren. Nun soll sie durch eine noch kleinere politische Mission ersetzt werden.

Krise nicht entschärft

In einem Bericht zeigte sich UN-Generalsekretär Guterres pessimistisch angesichts der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Krise des Landes. Die Lage sei "zunehmend besorgniserregend", erklärte er. Es sehe derzeit nicht danach aus, dass die Krise "entschärft oder beigelegt" werde.

Haiti ist der ärmste Staat auf dem amerikanischen Kontinent und steckt in einer schweren politischen Krise. In den vergangenen Monaten kam es immer wieder zu Protesten, die sich vor allem gegen den seit Februar 2017 amtierenden Staatschef Jovenel Moïse richten. Die Opposition zweifelt seinen Wahlsieg an und fordert seinen Rücktritt.

Seiner Regierung werden zudem zahlreiche Korruptionsaffären angelastet, während ein Großteil der Bevölkerung Haitis kaum genug zum Überleben hat. Drei Fünftel der Haitianer leben unterhalb der Armutsgrenze von zwei US-Dollar am Tag.

Cholera und Missbrauch

Während eines Protests attackierte Tausende Haitianer auch die Vereinten Nationen und forderten vor ihrem Hauptquartier in Port-au-Prince, dass sie den Präsidenten nicht mehr unterstützen sollen. Außerdem würden die Blauhelme die Souveränität Haitis verletzen.

Die Mission der Vereinten Nationen stand bereits einmal heftig in der Kritik als klar wurde, dass Soldaten die gefährlichen Cholerabakterien eingeschleppt hatten. Die UN-Soldaten hatten 2010 nach dem schweren Erdbeben unabsichtlich infiziertes Abwasser in einen Fluss gekippt. Mehr als 300.000 Menschen starben.

Immer wieder wurde den Einsatzkräften zudem sexueller Missbrauch und Vergewaltigungen vorgeworfen. Einige wurden dafür auch verurteilt. (APA, red, 16.10.2019)