Bild nicht mehr verfügbar.

Der nächste Winter kommt bestimmt, wie viele britische Gäste nach dem Brexit Lust auf Skifahren haben, wird sich zeigen. Österreichs Touristiker jedenfalls sind zuversichtlich.

Foto: getty images

Wien – "Endlich Klarheit": Das wünscht sich die Chefin der Österreich-Werbung (ÖW), Petra Stolba, wenn sie dieser Tage auf den bereits mehrmals verschobenen EU-Austritt Großbritanniens angesprochen wird. Zu viel Energie und zu viele Ressourcen seien schon zu lange gebunden. Zumindest im Tourismus sollte Österreich selbst bei einem Hard Brexit, also einem Austritt der Briten ohne Vertrag, mit einem blauen Auge davonkommen. "Es wird Auswirkungen geben, aber keine dramatischen", sagte Stolba am Mittwoch.

Laut einer neuen Länderstudie, in der neben Großbritannien auch die Niederlande, Schweden und Dänemark unter die Lupe genommen wurden, wollen fast drei von vier Briten – egal wie der Brexit letztlich über die Bühne geht – an ihrem bisherigen Reiseverhalten nicht grundlegend etwas ändern. 28 Prozent der Befragten hingegen sagten, sie würden ihr Verhalten ändern, mehr Inlandsreisen machen oder kürzer als gewohnt ins Ausland fahren.

"Reisen ist wichtiges Grundbedürfnis"

Für die britischen Gäste sei Reisen "ein wichtiges Grundbedürfnis, das sie sich nicht nehmen lassen", sagte Herwig Kolzer, der in der ÖW für die Region Nordwesteuropa zuständig ist, zu der auch Großbritannien gehört. Großbritannien war im Kalenderjahr 2018 nach Zahlen der Statistik Austria mit 3,8 Millionen Nächtigungen bei knapp einer Million Ankünften Österreichs viertwichtigster Urlauberherkunftsmarkt. Mehr Auslandsgäste kommen lediglich aus Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz nach Österreich.

Vor allem im Winter sehen heimische Touristiker noch Wachstumspotenzial bei britischen Gästen. Diese kämen überwiegend zum Skifahren, hauptsächlich nach Tirol und in die Salzburger Bergwelt.

Fragen über Fragen

Ob der 31. Oktober als Austrittsdatum aus der EU hält, ist indes nach wie vor ungewiss, zumal bei einem Durchbruch in den von Premier Boris Johnson verlangten Nachbesserungen am Austrittsvertrag außer dem britischen Parlament auch alle 27 verbleibenden EU-Länder zustimmen müssen.

Bereits diesen Winter wird es jedenfalls neue Skizüge von London über Amsterdam in die Tiroler Skigebiete und weiter nach Zell am See (Salzburg) geben. Möglichst klimaschonend anreisen zu können sei für zunehmend mehr Gäste ein wichtiges Kriterium in der Urlaubsentscheidung, sagte Stolba. Das gelte insbesondere für Gäste aus den Niederlanden und Schweden, der Heimat von Klimaaktivistin Greta Thunberg.

Wachstumspotenzial

Die Niederlande, Großbritannien, Dänemark und Schweden, die in der ÖW-Organisation die Region Nordwesteuropa bilden, stellen zusammen rund 15 Prozent aller Nächtigungen von Urlaubsgästen in Österreich. In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Zahl der Ankünfte aus dieser Region von knapp 3,0 auf mittlerweile 3,6 Millionen erhöht – Tendenz weiter steigend. (Günther Strobl, 16.10.2019)