Uni-Innsbruck-Rektor Tilmann Märk.

Foto: UIBK

In diesen Tagen erreichen die Jubiläumsfeiern zu 350 Jahren Uni Innsbruck ihren Höhepunkt. Zuletzt erregte eine künstlerische Intervention Aufsehen, die kritische Fragen zu einem in den 1920ern errichteten Kriegerdenkmal vor der Uni stellt. Das Denkmal ist in nationalsozialistischer Ästhetik errichtet worden. Tilmann Märk, Rektor der Uni Innsbruck, meint, dass die Hochschule hundertprozentig hinter diesem Projekt steht.

STANDARD: Zufrieden mit den 350-Jahr-Feiern? Erwarten Sie viele Proteste der Rechten wegen der Intervention am Kriegerdenkmal?

Märk: Bis jetzt ist das Jubiläumsjahr erfolgreich verlaufen, 350 Veranstaltungen, über 50.000 Teilnehmer. Was die Intervention am Denkmal betrifft, haben wir bereits viel positives Feedback bekommen. Natürlich gibt es auch wenige negative Reaktionen. Wir haben uns das im Vorfeld gut überlegt und können fundiert auf alle Fragen antworten. Der Künstler Wolfgang Flatz hat mit dieser Intervention Fragen gestellt, hinter denen wir als Uni stehen.

STANDARD: Schauen wir in die Zukunft: Wie kann man eine kleine Uni positionieren?

Märk: Wir sind keine Massenuniversität und können individuelle Betreuung bieten. Aber wir verfügen auch in vielen Forschungsbereichen über die kritische Größe, um international mitzuhalten und Akzente zu setzen. Zwei Beispiele sind die Physik – Stichwort Quantencomputer – oder die Klimaforschung. Wir haben heuer voraussichtlich einen Zuwachs von zehn Prozent bei den Studienneuanfängern, mehr als die Hälfte davon kommt aus dem Ausland.

STANDARD: Sie haben eine Quotenregelung für Psychologiestudenten aus Deutschland gefordert. Ist das der richtige Weg?

Märk: Die Universität Innsbruck ist eine offene Universität, und daher haben wir in diesem Jahr mit einer Ausnahme alle Studienbeschränkungen aufgehoben. Diese Ausnahme bildet die Psychologie, wo wir aufgrund von österreichweit vereinbarten Zahlen den Aufnahmetest beibehalten mussten. Allerdings haben wir in Absprache mit dem Wissenschaftsministerium in den letzten zwei Jahren diese Zahl zweimal erhöhen können. Aufgrund des Numerus clausus in Deutschland ist die Zahl der deutschen Studienwerber sehr groß. Da nun unsere Experten die Gefahr sehen, dass mittelfristig zu wenig Psychologen für den österreichischen Markt ausgebildet werden könnten, habe ich nachgedacht, ob hier nicht eine Quote eine Option sein könnte.

STANDARD: Was braucht die Hochschullandschaft insgesamt, um im internationalen Vergleich bessere Qualität bieten zu können?

Märk: Mit der Studienplatzfinanzierung wurde der Grundstein für eine Verbesserung der Betreuungsverhältnisse gelegt, wir können also mehr Personal einstellen – an unserer Uni sind das zusätzlich ungefähr 50 Professuren. Das dient vorrangig zur Abdeckung eines entsprechenden Lehrbedarfs und verbessert unser Verhältnis Lehrende zu Studierenden, ein Punkt, bei dem Unis international oft weniger gut abschneiden. Im Sinne der forschungsgeleiteten Lehre können wir dadurch gezielt unsere Forschungsstärken weiterentwickeln.

STANDARD: Also ist Österreich auf einem guten Weg?

Märk: Beim Zugang zu kompetitiver Forschungsförderung haben wir Nachholbedarf: Der Schweizerische Nationalfonds ist etwa dreimal so stark dotiert wie der österreichische Wissenschaftsfonds FWF; im Gegensatz zu Deutschland harren wir hier auch noch immer der Exzellenzinitiative. Gerade solche starken Förderinstitutionen und -linien braucht es aber, um der Grundlagenforschung ein entsprechendes Umfeld zu bieten, in dem bahnbrechende Erkenntnisse möglich sind. Das Forschungsrahmengesetz ist dabei ein wichtiger Schritt in Richtung mehr Stabilität und Planungssicherheit für die fördernden Einheiten, aber ohne die entsprechende finanzielle Hinterlegung nur der halbe Weg. Das wäre auch mein Appell an die nächste Bundesregierung, hier möglichst schnell die richtigen Akzente zu setzen.

STANDARD: Was macht Österreich falsch im Uni-Bereich?

Märk: Wenn man sich das verfügbare Budget pro Studierenden vergegenwärtigt, liegen wir im internationalen Vergleich mit ähnlich gerankten Unis gar nicht so schlecht. Natürlich gibt es Universitäten in Deutschland oder der Schweiz mit einem Mehrfachen des Budgets, und in Frankreich werden gerade Universitäten zusammengelegt, um in den Rankings besser zu bestehen. Aber prinzipiell funktionieren die österreichischen Universitäten sehr gut, manche Stellschrauben könnte man aber nachjustieren, um wirklich in der Oberliga mitspielen zu können. Bisher gesetzte – Stichwort Studienplatzfinanzierung – und in Aussicht gestellte Maßnahmen – Stichwort: Exzellenzinitiative – sorgen bei mir aber für eine positive Grundstimmung. (Peter Illetschko, 17.10.2019)