Teilnehmer der Demonstration des Bündnisses "Halle gegen Rechts – Bündnis für Zivilcourage" versammelten sich am zwei Tage nach dem Angriff auf dem Marktplatz neben abgelegten Blumen und Kerzen.

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Halle an der Saale – Der Attentäter von Halle soll sich bereits 2015 im "Darknet" eine Schusswaffe besorgt haben. Das berichteten mehrere Teilnehmer einer nicht-öffentlichen Sitzung des Innenausschusses des Deutschen Bundestages am Mittwoch unter Berufung auf Generalbundesanwalt Peter Frank. Im versteckten Teil des Internets soll der Täter auch Bauteile für die Waffen, die er selbst gebaut hat, bestellt haben.

Am Mittwoch vor einer Woche hatte der Deutsche schwer bewaffnet versucht, in die Synagoge im ostdeutschen Halle an der Saale einzudringen, wo rund 50 Gläubige den jüdischen Feiertag Jom Kippur begingen. Als der Plan misslang, erschoss der Täter auf der Straße eine 40 Jahre alte Frau und kurz darauf einen 20-jährigen Mann in einem Döner-Imbiss. Es gab mehrere Verletzte. Der 27-Jährige ist in Untersuchungshaft. Er hat die Tat gestanden und dabei antisemitische und rechtsextreme Motive eingeräumt.

Der Täter hatte beim Militär Ende 2010 Wehrdienst geleistet. Im September 2018 hatte er sich als Zeitsoldat bei der deutschen Bundeswehr beworfen, die Bewerbung später aber wieder zurückgezogen. Er habe einen Tag vor dem Auswahlverfahren eine Email geschrieben und erklärt, er verzichte auf die Bewerbung. Die Gründe seien unklar geblieben. "Wir wissen es nicht", hieß es dazu aus der Bundeswehr. Ein Chemie-Studium brach er ab.

Wohnung durchsucht

Ein Mann aus dem nordrhein-westfälischen Mönchengladbach steht laut Medienberichten im Verdacht, das sogenannte "Manifest" des mutmaßlichen Halle-Attentäters im Internet verbreitet zu haben. Polizisten suchten den Verdächtigen am Wochenende in seiner Mönchengladbacher Wohnung auf, wie am Mittwoch veröffentlichte Recherchen von WDR, NDR und "Süddeutscher Zeitung" ergaben.

Am Mittwochmorgen wurde demnach die Wohnung des Mannes mit richterlichem Beschluss durchsucht. "Mit Blick auf die laufenden Ermittlungen kann ich mich zum Sachverhalt derzeit nicht äußern", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach, Jan Steils, den Berichten zufolge. Gegen den Mann wird laut WDR, NDR und "SZ" offenbar wegen Verdachts der Volksverhetzung ermittelt.

Der Mann soll der Polizei bereits am Wochenende bereitwillig seinen Computer ausgehändigt haben, wie die Recherchen von WDR, NDR und "SZ" weiter ergaben. Er soll zudem erklärt haben, B. nicht zu kennen. Politisch sei er selbst eher "links". Weder Polizei noch Verfassungsschutz sei der Mann aus Mönchengladbach als Extremist bekannt. (APA, dpa, 16.10.2019)