Franz Fuchs wäre laut dem deutschen Politologen Florian Hartleb heute Teil der "Gamer-Szene".

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Welchen Anteil hatten Videospiele an dem Anschlag in Halle? Der 27-jährige rechtsextreme Täter hatte in seinem Manifest auf sogenannte Achievements verwiesen, also Erfolge beziehungsweise Trophäen, die man von Games kennt. Die Tat selbst streamte der Mann auf Twitch, wo sich Menschen vor der Kamera primär beim Spielen, aber auch Kochen, Basteln und Musizieren zeigen. Was und ob der Täter gespielt hat, ist bislang offen. Trotzdem rücken Games erneut in den Fokus der Debatte.

"Männer verbringen 16 bis 18 Stunden mit Computerspielen"

In einem Interview mit der "Presse" hat Florian Hartleb, Politologe und Autor des Buchs "Einsame Wölfe – der neue Terrorismus rechter Einzeltäter" nun einen Zusammenhang mit der "Gamer-Szene" hergestellt. "Die Männer verbringen zum Teil 16 bis 18 Stunden mit Computerspielen. Dabei tauschen sie sich auf Boards politisch aus", antwortete Hartleb unter auf eine Frage hinsichtlich der Radikalisierung der Täter von El Paso, Christchurch und Halle.

"Franz Fuchs wäre Teil der Gamer-Szene"

Dabei zieht der Politologe auch einen Vergleich mit dem österreichischen Terroristen Franz Fuchs, der zwischen 1993 und 1997 mehrere Bombenanschläge verübte. Fuchs wäre laut Hartleb heute auch "Teil der 'Gamer-Szene'". "Er hätte sich wie der Halle-Attentäter an die Weltöffentlichkeit und die Gamer-Subkultur gewandt", sagte der Politologe gegenüber der "Presse". Die Anschlagsserie von Fuchs forderte insgesamt vier Todesopfer und verletzte 15 Menschen teils schwer.

Deutscher Innenminister will "Gamer-Szene" beobachten

Was der deutschen "Gamer-Szene" nach dem Anschlag in Halle bevorsteht, ist offen. Innenminister Horst Seehofer hatte sich kurz danach dafür ausgesprochen, dass man diese unter Beobachtung stellen sollte. Da in Deutschland rund 34,3 Millionen Menschen Videospiele nutzen sollen, dürfte dies aber ein schwieriges Unterfangen werden. Vielleicht gilt das Vorhaben aber auch nur für Nutzer von "Shooter-Spielen". Bei diesen sieht der Thüringer Verfassungsschutz-Präsident nämlich das größte Gefahrenpotential für eine mögliche Radikalisierung. (red, 16.10.2019)