Nach der Niederlage bei der Kommunalwahl machen einige Parteikollegen Viktor Orbán verantwortlich.

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Budapest – Nach der Niederlage bei den ungarischen Kommunalwahlen scheint die Disziplin innerhalb der Regierungspartei Fidesz zu bröckeln. Medien berichteten am Mittwoch von ersten Anzeichen für eine "Meuterei" gegen Parteichef und Premier Viktor Orbán. Treibende Kräfte seien jene Fidesz-Bürgermeister, die ihre Ämter an die Opposition verloren hätten, schrieb die Wochenzeitung "168ora".

In der Vergangenheit waren kaum Informationen über die inneren Angelegenheiten der Partei an die Öffentlichkeit gedrungen. Dies scheint sich nun zu ändern. Fidesz-Abgeordneten sei der Parteiausschluss des in einen Sex- und Korruptionsskandal verwickelten Győrer Bürgermeisters Zsolt Borkai zu wenig, berichtete das Onlineportal hvg.hu. Borkai solle auch sein Bürgermeisteramt aufgeben, ehe sich die Affäre "noch stärker in die Fidesz einbrennt". Die Fidesz-Wähler verunsichert und jene der Opposition mobilisiert habe nämlich nicht nur Borkais Sexorgie, sondern auch seine Jacht, seine Flugzeuge und überhaupt seine luxuriöse Lebensweise.

Fidesz-Fraktionssitzung am Mittwoch

Die Verantwortung für die Wahlniederlage sehen die Kritiker aber auch bei der Parteiführung. Laut dem Portal nepszava.hu werfen Fidesz-Mitglieder Orbán vor, eine "schlechte strategische Entscheidung" getroffen zu haben, indem bis nach der Wahl mit Konsequenzen für Borkai wartete. Der Regierungschef wurde auch für seine missglückte Kampagne in den Städten Miskolc, Szeged und Gödöllö kritisiert, wo die erfolgsverwöhnte Partei der Opposition unterlag.

Mit Spannung wird vor dem Hintergrund der parteiinternen Kritik eine für Mittwochabend geplante Fidesz-Fraktionssitzung in Balatonalmadi erwartet. Wie die Zeitung "Magyar Nemzet" berichtet, will Orban dabei eine Bewertung der Wahl vornehmen und die politische Lage analysieren. (APA, 16.10.2019)