Unsere Gesellschaft rastet schnell einmal aus. Ursula Knoll hat darüber ein Stück geschrieben.

Lena Haendle

Die Wiener Wortstaetten wurden 2005 von Bernhard Studlar und Hans Escher gegründet: als Adresse für Dramentexte von in Österreich lebenden Autorinnen und Autoren, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, die aber auf Deutsch schreiben. Seit 2007 wird auch ein Preis für interkulturelles Schreiben vergeben. Unter den bisherigen Gewinnern sind so namhafte Autoren wie Olga Grjasnowa oder Mehdi Moradpour. Seit 2017 sind die Wortstaetten auch Teil des europaweiten Netzwerks "Fabulamundi. Playwriting Europe", das Austausch und Koproduktionen zwischen Theatern unterschiedlicher Länder anregt und weiterentwickelt.

Bei den zweitägigen Wortstattnächten sind nun vier Stücke zu sehen, die sowohl im eigenen Labor als auch international entstanden sind. Dabei wird deutlich, dass alle dieselben Probleme haben: Der Tscheche Jaroslav Rudis erklärt in seinem Stück Böhmisches Paradies die Männersauna zur letzten Bastion des weißen, mitteleuropäischen Mannes (Regie: Ali M. Abdullah). Ablästern ohne Ende! Der aus Apulien stammende Dramatiker Fabrizio Sinisi lässt in Heiliger Krieg eine junge Frau und einen Priester über Glaube, Liebe und Religion streiten (Regie: Martina Gredler).

Rasch auszucken

Felicitas Braun inszeniert das Stück Fälle von Ursula Knoll, in dem es um unsere unentspannte, rasch auszuckende Gesellschaft geht, sei es auf dem Amt für Fremdenwesen oder in einer Raumstation. Und in Alle Farben im Schwarz von Valerie Melichar geht es um drei Frauen, die aus dem Dunkel treten, unter ihnen die mythologische Nymphe Echo. Regie führt Steffen Jäger.

Nach dem überraschenden Ausscheiden aus der Vierjahresförderung der Stadt Wien sind die Wortstaetten im Werk X beheimatet. Mit den vier Stücken wird das ganze Meidlinger Theaterareal bespielt. (Margarete Affenzeller, 17.10.2019)