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Beim Gehalt gibt es in Österreich nach wie vor große Unterschiede zwischen den Geschlechtern.

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Wien – Der Equal Pay Day – also jener Tag, an dem Vollzeit arbeitende Männer bereits das Jahreseinkommen einer Frau, die Vollzeit tätig ist, erreichen – erhitzt Jahr für Jahr die Gemüter. Während die eine Seite klagt, dass die Statistik mehrere Faktoren außer Acht lasse, klagt die andere, dass die Gehaltsschere zwischen den Geschlechtern nach wie vor zu groß sei. Fest steht: Im vergangenen Jahrzehnt hat sich der Tag um knapp einen Monat nach hinten verschoben. 2010 markierte der 29. September den Equal Pay Day in Österreich, heuer ist es der 21. Oktober.

"Einer der Gründe für diese Unterschiede liegt in der immer noch ungleichen Beteiligung von Männern und Frauen an der unbezahlten Arbeit, aber auch an der Erwerbsarbeit", heißt es vom Städtebund, der die Gehaltsschere in einzelnen österreichischen Bezirken erhoben hat. Conclusio: "Männer landen oft in der Überstunden-, Frauen hingegen in der Teilzeitfalle." Ein Faktor für den Gehaltsunterschied ist auch die Art der Berufe, die Männer und Frauen häufig nachgehen: So sind weitaus mehr Frauen als Männer in Österreich im Niedriglohnsektor beschäftigt. Eine weitere Ursache für den Unterschied ist die Unterbrechung der Erwerbstätigkeit durch Karenzzeiten oder Pflegeaufgaben.

19,7 Prozent Unterschied

Über alle Bundesländer verteilt liegt das durchschnittliche Jahresbruttoeinkommen von Männern laut Städtebund bei 52.033 Euro, Frauen verdienen durchschnittlich 41.785 Euro brutto pro Jahr. Daraus ergibt sich ein Minus von 19,7 Prozent. Die Daten stammen laut Städtebund von der Statistik Austria, der Lohnsteuerstatistik 2018 und der Arbeiterkammer Oberösterreich. Als Datenbasis wurden durchschnittliche Jahresbruttobezüge bei ganzjährig Vollzeitbeschäftigten herangezogen. Dabei landete der Wohn- und nicht der Arbeitsort in der Statistik.

Nicht nur zwischen den Geschlechtern gibt es nach wie vor große Gehaltsunterschiede, auch unter den Bundesländern variieren sie stark. So liegt der Nachteil der Frauen- im Vergleich zum Männereinkommen in Vorarlberg bei rund 27 Prozent, in Wien bei 14,5 Prozent. Demnach markierte der 23. September in Vorarlberg bereits den Equal Pay Day, in der Bundeshauptstadt wird es der 9. November sein.

Diese Statistik zum Gender Pay Gap wurde im März 2019 erstellt.
Foto: APA/Statistik Austria

Ohne den ersten Gemeindebezirk würde die Statistik in Wien wohl besser ausfallen: Dort fand der Equal Pay Day bereits am 7. August statt – der schlechteste Wert in ganz Österreich. Laut der Erhebung liegt der Gehaltsnachteil der Frauen in der Wiener Innenstadt bei gut 40 Prozent. Auf dem vorletzten Platz liegt Mödling (17. September), gefolgt von Bludenz (19. September). Am geringsten fällt die Lohnschere im 20. Wiener Gemeindebezirk aus, darauf folgen der 15, der 16. und der 12. Bezirk.

Taschentücher für mehr Gerechtigkeit

Der Städtebund, die Arbeiterkammer und die ÖGB-Frauen wollen kommende Woche mit einer Verteilaktion auf die Situation aufmerksam machen. Unter dem Motto "Es ist zum Heulen" sollen Taschentuchboxen verteilt werden. Außerdem soll ein ausfüllbarer "Haushaltsplan" Männern und Frauen ermöglichen, Hausarbeit gerechter zu verteilen. "Erst wenn der Equal Pay Day zu Silvester stattfindet, haben wir das Ziel erreicht", sagt Städtebund-Generalsekretär Thomas Weninger. Er weist darauf hin, dass Städte bessere Bedingungen für die qualifizierte Beschäftigung und Karriere von Frauen bieten würden. Ein Grund dafür sei die Qualität der Kinderbetreuung. (red, 17.10.2019)