Die einzige Vorreihung auf einer Bundesliste gibt es bei den Freiheitlichen – Kickl wird vor Parteichef Hofer (rechts) gereiht.

APA/GEORG HOCHMUTH

Wien – ÖVP-Chef Sebastian Kurz hat bei der Nationalratswahl wie schon 2017 bei weitem die meisten Vorzugsstimmen der Bundeslisten-Kandidaten erhalten. Laut dem am Mittwoch veröffentlichten amtlichen Endergebnis kam Kurz auf 155.803 Vorzugsstimmen. Der FPÖ-Listenzweite Herbert Kickl erhielt 75.699 und überflügelte damit seinen Parteichef Norbert Hofer deutlich. Dieser kam auf 30.502 Stimmen.

Fast die Hälfte seiner Vorzugsstimmen lukrierte Kurz in Niederösterreich (61.339), dahinter kommen Tirol (19.605), Wien (19.336) und Oberösterreich (14.199). Insgesamt erhielt der türkise Spitzenkandidat von 8,71 Prozent der ÖVP-Wähler eine Vorzugsstimme. Damit hätte er die notwendigen sieben Prozent für eine Vorreihung übersprungen. Da er ohnedies Listenerster war, kommt das nicht infrage.

Die einzige Vorreihung auf der Bundesliste gibt es bei den Freiheitlichen: Der geschäftsführende Klubobmann Kickl erhielt von 9,8 Prozent der FPÖ-Wähler eine Vorzugsstimme und wird damit vor Parteichef Hofer auf Platz eins vorgereiht. Denn Hofer bekam nur von 3,95 Prozent der FPÖ-Wähler gültige Vorzugsstimmen.

Kickl auch in Hofer-Heimat vorne

Die meisten Vorzugsstimmen erzielte Kickl mit 17.838 in seinem Heimatbundesland Niederösterreich. Er überholte aber auch in Hofers Heimat seinen Parteichef: Mit 2.383 Vorzugsstimmen lag Kickl im Burgenland knapp vor dem Listenersten, der dort auf 2.010 Stimmen kam.

Hofer hatte allerdings bereits vor Vorliegen des Endergebnisses beklagt, dass eine erkleckliche Anzahl seiner Vorzugsstimmen ungültig gewesen sei, weil es auf der blauen Bundesliste einen weiteren Kandidaten mit demselben Familiennamen gab. Stimmzettel, auf denen lediglich "Hofer" eingetragen war, seien somit nur für die FPÖ, aber nicht als Vorzugsstimme gewertet worden. Denn die strenge Vorschrift bei der Auszählung der Stimmzettel lautet, dass der Wählerwille eindeutig erkennbar sein muss. Der ebenso wie Norbert Hofer betroffene Wolf Dieter Hofer, der auf Platz 113 kandidierte, bekam gerade einmal 17 Vorzugsstimmen.

Überraschung bei SPÖ

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner erhielt 26.875 Vorzugsstimmen (2,66 Prozent der SPÖ-Wähler), die meisten davon mit 12.259 aus Wien. Bemerkenswert ist, dass der Salzburger SPÖ-Gemeinderat Tarik Mete, der auf Platz 134 der Bundesliste kandidierte, 15.382 Stimmen (1,52 Prozent der SPÖ-Wähler) erzielte – und damit mehr als halb so viele wie seine Parteichefin. Gebracht hat ihm das nichts, von einer Vorreihung und damit einem Mandat war er weit entfernt.

Grünen-Spitzenkandidat Werner Kogler sammelte 25.789 Vorzugsstimmen (3,88 Prozent der Grün-Wähler). Neben Wien (8.907) kamen die meisten aus seinem Heimatbundesland Steiermark (4.033) sowie aus Niederösterreich (4.000). Im Ranking der Spitzenkandidaten machte Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger mit 15.435 Stimmen den fünften Platz (vier Prozent der Neos-Wähler) vor Jetzt-Spitzenkandidat Peter Pilz (4.277). (APA, 16.10.2019)