Bei der Plattform seien rund eine Million Bitcoin-Adressen registriert gewesen, was darauf hindeute, dass es bis zu eine Million Nutzer gegeben haben könnte.

Foto: APA/dpa/Silas Stein

Washington – Ermittler aus den USA, Südkorea, Deutschland und anderen Staaten haben nach eigenen Angaben die bisher größte Webseite für Kinderpornografie im Darknet gestoppt. Rund um die Welt seien deswegen bisher 337 Nutzer der Plattform festgenommen und angeklagt worden, berichtete das US-Justizministerium am Mittwoch. Zudem seien 23 Kinder aus andauernden Missbrauchssituationen gerettet worden.

Die bereits im März 2018 ausgehobene Plattform "Welcome to Video" funktionierte demnach mithilfe anonymer Bitcoin-Zahlungen. Ermittler hätten rund acht Terabyte Daten sichergestellt, darunter rund 250.000 kinderpornografische Videos, hieß es. Fast die Hälfte der Bilder und Videos waren Ermittlern zufolge vorher nirgends sonst im Internet aufgetaucht. Bei der Plattform seien rund eine Million Bitcoin-Adressen registriert gewesen, was darauf hindeute, dass es bis zu eine Million Nutzer gegeben haben könnte.

23-jähriger Südkoreaner

Der mutmaßliche Betreiber der Seite, ein 23-jähriger Südkoreaner, wurde von der US-Justiz nun in neun Punkten angeklagt. Er wurde demnach bereits in Südkorea verurteilt und sitzt dort im Gefängnis. Ermittler gaben das Vorgehen gegen die Webseite erst jetzt bekannt, um Zeit für weitere Untersuchungen und Festnahmen zu haben. Die 337 festgenommenen Nutzer der Plattform kamen den Angaben zufolge aus den USA sowie unter anderem aus Großbritannien, Südkorea, Deutschland, Saudi-Arabien, Irland, Spanien und Brasilien.

"Wir werden solche Kriminellen im Darknet und anderswo, in den Vereinigten Staaten und im Ausland, weiter verfolgen, um sicherzustellen, dass sie die Strafe für ihre schrecklichen Verbrechen erhalten", betonte US-Staatsanwältin Jessie Liu. Die Plattform habe Nutzer explizit gewarnt, kein pornografisches Material hochzuladen, das bereits volljährige Personen zeige. Ein hochrangiger Vertreter des Justizministeriums, Brian Benczkowski, erklärte: "Seiten im Darknet, die vom sexuellen Missbrauch von Kindern profitieren, gehören zu den abscheulichsten und verabscheuungswürdigsten Formen kriminellen Verhaltens."

Anonymität im Darknet

Die US-Justiz bemüht sich demnach auch darum, die Bitcoin-Zahlungen der Nutzer der Plattform, die an 24 Personen gegangen sein sollen, zurückzugewinnen und an die Opfer der Plattform zu verteilen. Plattformen im Darknet sind weniger leicht aufzuspüren und bieten Nutzen größere Anonymität als reguläre Webseiten.

In den USA wurden einige der Verfahren gegen Nutzer der Webseite der Justiz zufolge bereits abgeschlossen. Ein 45-Jähriger aus Washington etwa hat den Besitz von kinderpornografischem Material und Geldwäsche gestanden und wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt. Ein 34-Jähriger aus dem US-Staat Kalifornien wurde zu 18 Monaten Haft verurteilt. Ein Mann aus Georgia musste sich zudem wegen versuchten Kindesmissbrauchs verantworten – er bekam zehn Jahre Haft. (APA, 16.10.2019)