Die chinesische Regierung breitet ihren Einfluss aus – und verkauft Überwachungskameras mit Gesichtserkennungstechnologie.

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Die chinesische Regierung verkauft tausende Überwachungskameras mit Gesichtserkennungstechnologie an hunderte Städte weltweit. Das berichtet die Nachrichtenagentur AP. Beispielsweise in der serbischen Hauptstadt Belgrad hat die Überwachungsmaßnahme dafür gesorgt, dass viele Demonstranten es sich zweimal überlegt haben, bevor sie an regierungskritische Veranstaltungen teilgenommen haben. Die serbischen Behörden geben hingegen an, dass die Kriminalität seit der Einführung des Systems, das von Huawei entwickelt wurde, zurückgegangen sei.

China breitet Macht aus

China breitet mit dem Verkauf seine Macht aus: Das Land verkauft die Technologie vor allem an ärmere Länder mit schwachen Grundrechten. Zudem wird auf jene Staaten gesetzt, in denen sich Peking durch größere Deals Einfluss erkaufen konnte. Für die Bevölkerung der Länder ist es aber schwierig, ihr Recht auf Privatsphäre einzufordern.

Die Verbreitung der Gesichtserkennungstechnologie könnte – sollten die Spionagevorwürfe der USA stimmen – somit für China auch eine Möglichkeit eröffnen, die Bevölkerung anderer Länder auszuspionieren. Insgesamt verkauft Huawei seine KI-Überwachungstechnologie an mindestens 50 Länder und ist somit weltweiter Spitzenreiter: Bei dem ebenso chinesischen Unternehmen Hikvision zählt man laut dem Forscher Steven Felstein 15 Länder, beim japanischen NEC 14 Länder, bei dem US-amerikanischen IBM elf Länder.

Leaks an Medien

Die protestierenden Serben werfen der Belgrader Polizei vor, Videos von Demonstrationen an regierungsfreundliche Medien zu leaken, welche diese wiederum inklusive Informationen zur genauen Identität veröffentlichen würden. Präsident Aleksandar Vučić hat in der Vergangenheit sogar damit angegeben, dass die Polizei "jeden Kopf" bei solchen Demos zählen könne. Die Polizei dementiert die Vorwürfe. Bei einer aktuellen Demonstration kletterte ein Demonstrant auf einen Pfahl und überklebte eine Kameralinse mit Klebeband, das mit dem Wort "Zensuriert" versehen war.

Zu den Ländern, die zu Huaweis Technologie greifen, gehören etwa Deutschland, Frankreich, Italien, die Türkei, Russland, die Ukraine und Aserbaidschan. Das Unternehmen selbst dementiert jegliche Kontrolle durch die chinesische Regierung. (red, 17.10.2019)