Wien – Fast vier Jahre nach der deutschen Bundesliga, die zusammen mit Italiens Serie A die Vorreiterin gab, führt auch Österreichs Fußballbundesliga den Video Assistant Referee (VAR), vulgo Videobeweis, ein. Ab März 2021, also nach der Punkteteilung der nächsten Saison, können bestimmte Entscheidungen nach Mitteilungen an den Referee von einem Videoschiedsrichter und dessen Assistenten überprüft werden. Eingegriffen wird nur bei mutmaßlichen Fehlentscheidungen in Bezug auf Tore, rote Karten, Elfmeter und Verwechslungen von Spielern.

Leo Windtner, der Präsident des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB), sprach bei der Präsentation am Donnerstag von einem "gewaltigen Aufwand und einer"Investition zum Wohle des österreichischen Fußballs". Eine Million Euro, die das Projekt in der Einführungsphase kostet, stellt der ÖFB zur Verfügung. Die Betriebskosten in Höhe von 1,5 Millionen pro Saison muss die Bundesliga stemmen. Ursprünglich hatten die Liga und der ÖFB die Einführung des VAR für 2022/23 anvisiert. Nach Gesprächen mit den Schiedsrichtern sowie den Erfahrungen aus vergleichbaren Ligen (Belgien, Niederlande, Polen, Griechenland, Tschechien) wird das Projekt aber vorgezogen.

Checks im Rahmen

Die Klubs waren ausnahmslos für die Einführung des Systems. Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer geht davon aus, dass pro Spiel im Schnitt fünf Szenen neu bewertet werden. Die Checks sollen zeitlich "im Rahmen" bleiben, also weniger als eine Minute dauern.

Pro Spiel werden ein Videoschiedsrichter, dessen Assistent sowie zwei technische Operatoren benötigt. Den Pool der Kandidaten sollen aktive, aber auch zurückgetretene Schiedsrichter bilden. Die Einsatzreferees werden ab kommendem Frühjahr auf das neue System vorbereitet. Zunächst werden sie in einem theoretischen Training auf die grundsätzliche Vorgangsweise eingeschult und anschließend in "Offline-Trainings" mit den technischen Gegebenheiten vertraut gemacht. Danach kommen simulierte Szenen und kurze Spielsituationen auf dem Feld dazu. Abgerundet wird die Ausbildung ab September 2020 mit dem VAR-Einsatz in Testspielen im Nachwuchsbereich und im Frauenfußball.

SchauTV

"Das sind realistische Ziele, die wir veranschlagt haben", sagte David Reisenauer, der für den Spielbetrieb zuständig ist. Noch offen sei, ob die Videoschiedsrichter in einer Zentrale oder in Übertragungswagen direkt vor dem jeweiligen Stadion arbeiten. Die Liga will vorerst Erfahrungsberichte sammeln. Nicht geplant ist die Einführung der Torlinientechnologie. Ebenbauer: "Das ist eine finanzielle Hürde, die wir uns derzeit nicht leisten können."

Schiedsrichter Julian Weinberger sprach für seine Kollegen von einem "tollen Tag. Das ist eine neue Ära in der Bundesliga." Die Unparteiischen waren in den vergangenen Monaten nach umstrittenen Entscheidungen vermehrt in die Kritik geraten. Dass immer weniger Schiedsrichter ausgebildet werden, erschwert die Einführung des VAR. (APA, red, 17.10.2019)