Auch sie leistet ihren Beitrag: Eine Netzflügler-Larve säubert eine Kartoffelstaude von Blattläusen.
Foto: Matthias Tschumi

Wien – Ein Fünftel der weltweiten Landwirtschaftsflächen liefert heute geringere Ernten als noch vor 20 Jahren, berichtet die Welternährungsorganisation FAO. Einen wichtigen Faktor dafür hat nun ein internationales Forscherteam mit österreichischer Beteiligung identifiziert: nämlich den Rückgang der tierischen Artenvielfalt. Dadurch fehle es an Fressfeinden für Schädlinge sowie an Bestäubern, berichten die Forscher im Fachmagazin "Science Advances".

Der natürliche Dienstleistungssektor

Ein Team um Matteo Dainese von Eurac Research in Bozen und der Universität Würzburg wertete 89 Studien aus 27 Ländern aus, die ganz unterschiedliche Arten landwirtschaftlicher Flächen analysiert hatten – von Maisäckern in den USA über Rapsfelder in Südschweden und Kaffeeplantagen in Indien oder Mangoplantagen in Südafrika bis hin zu Weizenfeldern im Alpenraum.

Im Fokus der Untersuchung standen Landnutzung, Artenvielfalt und sogenannte Ökosystem-Dienstleistungen für die Landwirtschaft. Solche Dienstleister sind etwa Wildbienen und Hummeln, die Obstbäume bestäuben, oder Schlupfwespen und Raubkäfer, die jene Schädlinge vertilgen, die sich sonst über Ackerfrüchte hermachen würden.

Dabei zeigte es sich, dass es ein Irrglaube ist, auf einige wenige zentrale Spezies zu setzen, die das System alleine aufrecht erhalten könnten. Bea Maas vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien dazu: "Die positiven Effekte der natürlichen Dienstleister fielen umso größer aus, je höher die Artenvielfalt und je kleinteiliger die Agrarlandschaft gestaltet ist". Wo riesige, monoton bepflanzte Flächen vorherrschen, gäbe es zu wenige unterschiedliche Nützlinge, was sich negativ auf die Erträge auswirkt.

Flurbereicherung würde helfen

Der Mensch müsse daher für eine möglichst große Biodiversität sorgen, um sich die "Gratis-Dienstleistungen" der Natur nachhaltig zu sichern. Um die Vielfalt an Nützlingen zu erhöhen, bräuchte es eine Flurbereicherung, so die Forscher – etwa mit Hecken, Bäumen und Blühwiesen. Dies würde den Bauern nicht nur bessere Erträge sichern, sondern sie müssten bei einer guten biologischen Schädlingskontrolle auch weniger Insektizide verwenden. (red, APA, 18. 10. 2019)