Foto von der Wiener Regenbogenparade im Juni. Wer in Österreich aufgrund von sexueller Orientierung, Geschlecht, Herkunft oder Hautfarbe, Religion oder Weltanschauung oder aufgrund des Alters diskriminiert wird, kann sich an die Gleichbehandlungsanwaltschaft wenden.

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Seit 2015 gibt es die App der Gleichbehandlungsanwaltschaft.

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Wer Opfer von Diskriminierung wird, kann sich in Österreich an die Gleichbehandlungsanwaltschaft (GAW) wenden. Betroffene können sich telefonisch, per E-Mail und Fax melden. Zudem ist eine persönliche Beratung möglich. Was wohl die wenigsten wissen: Es gibt auch eine App, über die Vorfälle auf Wunsch anonym beschrieben werden können.

Seit Oktober 2015

Die "Gleichbehandlungs-App" gibt es bereits seit Oktober 2015, sie steht für iOS und Android kostenlos zur Verfügung. Besonders oft wurde sie in den vergangenen vier Jahren jedoch nicht heruntergeladen. Insgesamt wurde sie auf beiden Plattformen knapp über 4.200-mal installiert, teilt Leiterin Sandra Konstatzky dem STANDARD mit.

Die Anwendung informiert nicht nur über rechtliche Grundlagen zur Gleichbehandlung und Diskriminierung in Österreich. Betroffene können Vorfälle auch direkt aus der App melden. "Grundsätzlich ist die GAW-Gleichbehandlungs-App so konzipiert, dass Notizen zu diskriminierenden Situationen persönlich gespeichert und erst nach explizitem Sendeauftrag weitergeleitet werden", erklärt Konstatzky. Erfolgt die Meldung anonym, würden die Informationen nur statistisch verarbeitet. Auf Wunsch kann die GAW auch Kontakt mit den Personen aufnahmen, um mögliche rechtliche Schritte zu besprechen.

Fünf anonyme Meldungen

Statistisch erfasst werden die Vorfälle per App seit 1. Jänner 2016. Laut Konstatzky gab es seither insgesamt 27 Meldungen, von denen nur fünf anonym erfolgten. Dass die App so wenig genutzt wird, könnte auch damit zu tun haben, dass sie kaum beworben wird. "Eine intensivere Bewerbung der GAW-App zum Beispiel über Social-Media-Kanäle wäre hilfreich. Leider verfügt die GAW bis dato über keine ausreichenden personellen (und finanziellen) Ressourcen dafür. Personalressourcen für Öffentlichkeitsarbeit stellen eine der wesentlichsten Forderungen der GAW dar", so die Leiterin.

Die #MeToo-Debatte ließ vor allem die Beschwerden wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz im vergangenen Jahr steigen. Die App soll die Hemmschwelle senken, Diskriminierungsvorfälle zu melden. Eines der Ziele der App ist es, die Dunkelziffer zu reduzieren. Durch eine vermehrte Dokumentation ließen sich laut Konstatzky auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen erweitern. Zumal über die App auch Fälle von Diskriminierung erfasst werden könnten, die aktuell noch nicht vom Gleichbehandlungsgesetz erfasst sind. (Birgit Riegler, 24.10.2019)