Nina Horowitz präsentiert ab 2020 "Liebesg'schichten und Heiratssachen".

Foto: ORF, Leitner

Wien – Die Entscheidung für Nina Horowitz als Nachfolgerin von Elizabeth T. Spiras Liebesg'schichten und Heiratssachen fiel im ORF ziemlich genau nach dem Vorbild des erfolgreichen Kuppelprogramms – frei nach dem Motto "Prüfe, wer sich ewig bindet".

Geprüft wurde gründlich.

Es war wahrscheinlich der am heißesten umworbene Job im ORF seit langem. Bewerberinnen und Bewerber standen in den vergangenen Monaten Schlange, um die Nachfolge des Erfolgsformats anzutreten. Alles, was im ORF Rang und Namen hat – oder danach strebt -, gab sich bei Kulturchef Martin Traxl die Türklinke in die Hand. Vera Russwurm soll unter den Interessenten gewesen sein, Barbara Karlich, Arabella Kiesbauer, Andi Knoll oder Hanno Settele sollen sich empfohlen haben. Am weitaus häufigsten fiel der Name der 42-jährigen Schauplatz-Reporterin.

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Ähnlichkeiten mit Spira wurden als Begründung eingeräumt, warum die Wahl auf Horowitz fiel, ebenso sicheres Gespür für die "kleinen" Alltagsgeschichten der Österreicherinnen und Österreicher, waches Interesse am Gegenüber und nicht zuletzt die direkte, mit markanter Stimme vorgetragene Art des Fragens.

Es gehört zu den speziellen Eigenheiten eines Bewerbungsrennens am Küniglberg, dass es irgendwann dazwischen hieß, Horowitz könne den Job nicht machen, weil sie Spira "zu ähnlich" sei. Letztlich überzeugte dieses Argument glücklicherweise nicht. Wie Spira ist auch Horowitz in ihrer journalistischen Arbeit nahe an den Menschen dran, Das verbindet sie mit der im März verstorbenen ORF-Reporterlegende.

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Da ist etwas dran. Horowitz sucht wie Spira zu Lebzeiten die Nähe zu den "echten" Menschen. Nichts ist ihr unheimlicher als jene Blasenbildung, der sich Branchenkollegen manchmal hingeben. Ihre journalistische Laufbahn begann sie während des Studiums (Publizistik, Politologie, Geschichte) im Team von Vera sowie bei Täglich Alles und ab 2000 beim Profil. 2003 war sie Redakteurin bei Bei Stöckl. 2004 übernahm sie die Redaktionsleitung der Donnerstag Nacht, von 2007 bis 2009 war sie Sendungsverantwortliche des Magazins Wie bitte.

Als Schauplatz-Reporterin begleitete Horowitz Kanalarbeiter, Sammler, Marktstandler, sie war in Swingerclubs, am FKK-Campingplatz und bat Frauen, die Frauen lieben, vor die Kamera. Ihre "Darsteller" präsentiert sie fast immer mit einem Schuss Humor, stets mit liebevollem Respekt, niemals jedoch als Objekte zum bloßen Gaudium des Publikums – etwas, das man Spira mitunter vorwarf.

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Die 24. Staffel soll im Sommer 2020 weitere zehn Folgen beinhalten. Den voraussichtlichen Starttermin kündigt der ORF für Juli kommenden Jahres an, wieder montags, 20.15 Uhr, auf ORF 2.

Horowitz besetzt ein gut aufbereitetes Feld. Von 1997 bis 2019 lieferte Spira Quotenhits ab. Die Zuschauerzahlen überstiegen im quotenarmen Sommer regelmäßig die Millionengrenze. Auch die letzte, von Spira noch fast zur Gänze persönlich gestaltete Staffel war ein Erfolg. Durchschnittlich schauten bei den zehn Episoden 884.000 Menschen zu.

Die Fertigstellung der Liebesg'schichten und Heiratssachen übernahm bisher die Wega Film. Die künftige Produktionsfirma ist noch offen. Laut ORF ist Wega unter den Kandidaten. Die Partnersuche läuft ab sofort: Interessierte schreiben an ORF, Kennwort "Liebesg'schichten", Würzburggasse 30, 1136 Wien bzw. an liebesgschichten@orf.at.

"Sehr cool"

"Ein Sommer ohne Liebesg'schichten ist kein Sommer", kommentierte die neue Präsentatorin den Jobwechsel im Dienste der Herzensbildung. Die Entscheidung wurde am Donnerstag durchwegs positiv bewertet, "Sehr cool" , findet sie etwa ZiB 2-Anchor Armin Wolf auf Twitter.

Dass Horowitz die geeignete Nachfolgerin ist, sah offenbar auch die langjährige Formatherrin so. Bei der letzten Staffel, so heißt es im ORF, ließ Spira die Journalistin über die Schulter schauen – um dann doch zu Ende bringen, was ihres war. Horowitz hat nun die schwierige Aufgabe, einem Erfolgsformat, das so funktioniert, wie es ist, eine eigene Handschrift zu verleihen. Es bleibt zu hoffen, dass am erprobten Modell nicht allzu heftig geschraubt wird. Möge die Übung gelingen. (Doris Priesching, 17.10.2019)