"Runder Tisch" zu Ruinerwold zum Nachsehen in der TV-Thek des ORF.

Foto: screenshot/tvthek.orf.at

Vermuten ist nicht wissen – für die Befriedigung akuter Informationsbedürfnisse, oder auch purer Neugier, ist dieser Umstand manchmal fatal. So etwa im Fall spektakulärer Kriminalcausen, denen vielfach die Eigenschaft anhängt, mysteriös und verwickelt zu sein und deren selbst basale Aufklärung in der Regel einige Zeit in Anspruch nimmt. Hier kann das zu journalistischen Schnellschüssen führen, die den Eindruck reiner Zufallsdetonationen hinterlassen.

So geschehen am Mittwoch, nachdem man in ORF 2 die mutige Entscheidung getroffen hatte, einen "Runden Tisch" zum "Räselraten um das Martyrium am Bauernhof" im niederländischen Ruinerwold abzuhalten: So kompetent die eingeladenen Gäste waren, so professionell die Moderation durch Patricia Pawlicki ablief, so spekulativ war der Eindruck, den der Talk hinterließ.

Da sprach etwa die Psychotherapeutin und evangelische Theologin Rotraud A. Perner über die "Tradition", Menschen aus Straf- oder Machtbedürfnis einzusperren. Doch inwieweit die verborgenen Bauernhofbewohner gegen ihren Willen festgesetzt waren, ist auch einen Tag später noch unklar.

Da erklärte die Sektenexpertin Ulrike Schiesser, dass es auch in Österreich eine ganze Reihe an Endzeit-Kleinsekten gibt. Doch ob es sich im aktuellen Fall wirklich um einen derartigen Zusammenschluss handelt, ist bis dato ungeklärt. Überhaupt wusste man nach der halbstündigen Diskussion genauso wenig wie davor, was in Ruinerwold Sache ist. Aber immerhin wurden einige verstörende allgemeine Fakten in Erinnerung gerufen. (Irene Brickner, 17.10.2019)