Malerische Entwürfe einer fernen Zukunft: "Dispatches from the Future Feminist Utopia" von Gillian Dykeman.

Foto: Gillian Dykeman

Es soll sie ja tatsächlich noch geben: Zeitgenossen, die alle Feministinnen am liebsten auf den Mond schießen würden. Diese Zornigen möchte man einladen, in Marianne Vlaschits Raumkapsel einzusteigen, die im Kunstraum Niederösterreich Teil der Ausstellung Stone Telling ist. Statt kaltem, glattem Stahl umfängt die Gäste sanft-flauschiger Plüsch, der auch die fragilste Männlichkeit samtweich bettet.

Die Installation Falte Falte Tier Schlucken ist ein Gegenentwurf zu den kühlen Raumfahrtfantasien des Space-Age. Weich, sinnlich, die Außenhaut über und über mit pinken Zungen bemalt. Auf Knopfdruck erzählt die Maschine von ihrer Symbiose mit einer tierischen Astronautin. Neun künstlerische Positionen setzen sich in der Gruppenausstellung auf ganz unterschiedliche Weise mit den Erzählstrategien feministischer Science-Fiction-Literatur auseinander – als Gegenentwurf zu althergebrachten Erzählmustern.

Humorvoller Umgang mit Potentialen

Gemein ist allen die humorvolle Annäherung an das Thema der Geschichtsschreibung, wie auch Gillian Dykemans Umdeutung von Klassikern der Land-Art zeigt. In ihrer Erzählung sind diese nämlich Alientechnologie und können als Portale in eine feministische Zukunft aktiviert werden.

Angenehm undogmatisch spiegelt Stone Telling das Bestreben, den männlich dominierten Kanon aufzubrechen, und greift dabei selbst ein: Zwischen den meist jüngeren Werken sind auch einige Gemälde aus der Ufo-Serie Isolde Johams (geb. 1932) zu sehen. Als Teil der zweiten feministischen Welle der 1970er-Jahre verarbeitete sie die Epoche der Mondlandung unmittelbar nach 1969. Im Jubiläumsjahr, das mit unzähligen Ausstellungen zum Mondthema aufwartet, ist Stone Telling im Kunstraum Niederösterreich sicherlich eine der originellsten. (heka, 18.10.2019)