Luftverschmutzung müsse teurer werden, meint der Währungsfonds.

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Zwei US-Dollar kostet es derzeit im weltweiten Schnitt, eine Tonne CO2 zu emittieren. Um das Geld – umgerechnet rund 1,80 Euro – geht sich in Wien, Graz oder Salzburg nicht einmal eine Öffi-Stundenkarte aus. Um die Pariser Klimaziele zu erreichen, ist der Wert bei weitem zu niedrig. Das meint zumindest der Internationale Währungsfonds (IWF), der sich in seinem kürzlich veröffentlichten Fiskalmonitor für eine globale CO2-Steuer ausspricht.

Ohne die sofortige Einführung von Preismaßnahmen rücke das Ziel, zu dem sich die internationale Staatengemeinschaft in Paris verpflichtete, in unerreichbare Ferne, argumentiert der IWF. Das Übereinkommen sieht vor, dass die Erderwärmung auf maximal zwei Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Werten begrenzt werden soll. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, müsste die Steuer aus Sicht der Organisation in den kommenden zehn Jahren auf 75 Dollar (nach jetzigem Kurs rund 67 Euro) steigen.

Höhere Preise

Das würde wiederum dazu führen, dass Strompreise zusammengerechnet über zehn Jahre im Durchschnitt um 43 Prozent steigen würden, Benzinpreise um 14 und Gaspreise um 68 Prozent. Am stärksten wäre der Effekt bei Kohle: Der IWF rechnet mit einer durchschnittlichen Preiszunahme von 214 Prozent. Das würde vor allem Länder wie Australien, Argentinien oder die USA treffen. Global gesehen hätte die Abgabe unterschiedliche Auswirkungen auf den Preisanstieg (siehe Grafik).

Der IWF schätzt, dass die so generierten Steuereinnahmen innerhalb der G20-Staaten 2030 rund 1,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts ausmachen könnten. Nachdem eine CO2-Steuer in manchen Ländern – wie China oder den USA – vermehrt sozial schwächere Haushalte treffen würde, schlägt die Organisation eine Umverteilung der Einnahmen vor. Nicht nur einkommensschwache Haushalte sollen davon profitieren, sondern auch besonders stark betroffene Arbeiter und Gemeinden – etwa in Kohleabbaugebieten.

Würden beispielsweise 40 Prozent der ärmsten Haushalte sowie besonders stark Betroffene kompensiert werden, würden nichtsdestotrotz drei Viertel der Einnahmen für andere Investitionen übrigbleiben, schätzt der IWF. Mit einer CO2-Steuer von 75 Dollar pro Tonne im Jahr 2030 könnten außerdem 725.000 vorzeitige Todesfälle durch Luftverschmutzung vermieden werden.

Effizienteste Klimaschutzmaßnahme

Die Einführung einer Abgabe ist laut Währungsfonds jedenfalls die "stärkste und effizienteste Strategie", um die Erderwärmung einzudämmen. Konkret stellt sich die Organisation eine Erhebung an Ölraffinerien, Kohleminen oder Aufbereitungsanlagen vor – und zwar je nach Kohlenstoffkonzentration.

Dabei fand der Fonds ungewöhnlich direkte Worte: "Politiker müssen dringend handeln, um den Klimawandel einzudämmen und dessen zerstörende und tödliche Auswirkungen zu reduzieren." Bisherige Bemühungen waren aus Sicht des IWF unzureichend – und das, obwohl die technischen Voraussetzungen dafür gegeben seien.

Einigung auf Mindestpreis

Sollte eine globale CO2-Bepreisung nicht umsetzbar sein, schlägt die Organisation die Einführung eines globalen Emissionshandelssystems vor. Denn: "Die wirtschaftlichen Kosten von nicht optimalen Werkzeugen wären noch immer günstiger als jene, die durch die verheerenden Folgen der Erderwärmung entstehen." Im Idealfall sollten sich aber die Top-Emittenten – also China, Indien und die USA – auf einen Mindestpreis einigen. Immerhin wäre damit die Hälfte der weltweiten Emissionen abgedeckt. Die Länder würden zudem untereinander wettbewerbsfähig bleiben.

Utopisch ist der Bericht des Währungsfonds jedenfalls nicht. Länder wie Schweden mit einer CO2-Abgabe von 114 Euro je Tonne zeigen vor, dass eine Klimabepreisung nicht bedeuten muss, dass die Industrie abwandert oder die Wirtschaft schrumpft. Zwei in Österreich sehr beliebte Argumente. Ein globaler Preis auf Kohlenstoffdioxid würde diese Argumente aber sowieso vom Tisch kehren. (Nora Laufer, 18.10.2019)