Barcelona – Vor einem angekündigten Generalstreik und weiteren Demonstrationen von Separatisten ist es in Katalonien die vierte Nacht in Folge zu Ausschreitungen gekommen. Mindestens elf Menschen seien festgenommen worden, teilte die Polizei der nordostspanischen Region in der Nacht auf Freitag auf Twitter mit.

Es habe rund ein Dutzend Verletzte gegeben, berichteten Medien unter Berufung auf die Notdienste. Wegen der Unruhen habe die spanische Fußballliga die Verschiebung des für 26. Oktober geplanten Spitzenspiels zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid beschlossen, hieß es zudem.

Proteste in Barcelona

Die heftigsten Zusammenstöße gab es in der Regionalhauptstadt Barcelona. Anhänger der Unabhängigkeitsbewegung setzten im Zentrum unter anderem Müllcontainer sowie Tische und Stühle von Straßencafés in Brand. Außerdem seien eine Bankfiliale und ein Bekleidungsgeschäft verwüstet worden, teilte die Polizei mit.

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Unabhängigskeitsbefürworter während einer Demonstration.
Foto: AP/Bernat Armangue

Vereinzelt kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Die Beamten seien erneut mit Steinen und Böllern angegriffen worden und hätten ihrerseits Schaumgeschoße eingesetzt, hieß es in Medienberichten.

Verhindern wollte die Polizei Zusammenstöße zwischen den Separatisten, die nach Unabhängigkeit für die wirtschaftlich starke Region streben, und Rechtsradikalen, die eine Gegenkundgebung veranstalteten. In sozialen Medien tauchten aber vereinzelt Videos auf, die Zusammenstöße zeigen.

Nach Schätzungen des spanischen Fernsehens waren auch nach Mitternacht in Barcelona noch tausende Unabhängigkeitsbefürworter unterwegs. Demonstrationen gab es am Donnerstag auch in anderen katalanischen Städten wie Girona und Lleida.

Verurteilung von Seperatistenführern

Die Proteste hatten nach der Verurteilung von neun Separatistenführern zu langjährigen Haftstrafen begonnen. Wegen des gerichtlich für illegal erklärten Abspaltungsreferendums von Oktober 2017 hatte das Oberste Gericht in Madrid am Montag sieben ehemalige katalanische Spitzenpolitiker und zwei Anführer ziviler Organisationen schuldig gesprochen. Die höchste Strafe bekam der ehemalige stellvertretende Regionalpräsident Oriol Junqueras mit 13 Jahren Haft.

Am Freitag wollen die Separatisten Katalonien mit einem Generalstreik lahmlegen. In Barcelona wurden auch tausende Teilnehmer zu "Märschen für die Freiheit" erwartet, die sich in den vergangenen Tagen in fünf Städten der Region auf den Weg dorthin gemacht hatten.

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Foto: AP/Emilio Morenatti

Der separatistische Regionalpräsident Quim Torra hatte die Gewalt in der Nacht auf Donnerstag erstmals kritisiert. "Das muss sofort aufhören", sagte er. Torra machte für die Gewalt aber eingeschleuste "Provokateure" verantwortlich und vermied es, die sogenannten "Komitees zur Verteidigung der Republik" (CDR) für die Ausschreitungen verantwortlich zu machen.

Neuer Termin für den "Clásico"

Die sozialistische Zentralregierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez wies unterdessen die Forderung konservativer Kräfte zurück, Katalonien erneut unter Zwangsverwaltung zu stellen, wie es schon nach dem Unabhängigkeitsreferendum vom Herbst 2017 geschehen war.

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Demonstranten übten auch Kritik am Vorgehen der Polizei.
Foto: AP/Bernat Armangue

Der spanische Fußballverband RFEF habe dem FC Barcelona und Real Madrid den 18. Dezember als neuen Termin für den "Clásico" vorgeschlagen, hieß es in Medienberichten. Zuvor hatte auch die spanische Regierung eine Verschiebung des Spiels empfohlen, das eigentlich am 26. Oktober in Barcelona stattfinden sollte. An dem Tag ist in der Stadt eine Großdemonstration der Separatisten geplant.

Die beiden Klubs seien mit dem neuem Austragungstermin einverstanden, berichteten die Zeitungen "As" und "Marca". Die Profiliga sei aber dagegen, den "Clásico" an einem Mittwoch auszutragen – offenbar weil Einbußen bei den TV-Einnahmen befürchtet werden. Der Verband habe alle Parteien dazu aufgefordert, sich bis Montag auf einen neuen Termin zu einigen. (APA, red, 18.10.2019)