Bettina Kogler ist künstlerische Leiterin des Tanzquartiers Wien. Ihr Wohnen und Baden bezeichnet sie als räumlich asketisch und materiell diszipliniert – so sehr, dass sogar Geburtstagsgeschenke im Müll landen.

"Ich liebe diese Badewanne. Wobei das ja streng genommen keine Badewanne ist, sondern ein kleiner, gemauerter Swimmingpool mit Abfluss, Überlauf und allen nötigen Abdichtungen, die auch ein Becken in einem Schwimmbad braucht. Mein Mann Michikazu Matsune kommt aus Japan, und da hat das tägliche Baden eine im Lebensalltag tief verwurzelte Tradition.

"Das Badezimmer hat uns wirklich sehr beschäftigt", sagt Bettina Kogler rückblickend.
Fotos: Lisi Specht

In der kleinen Sitzbadewanne, die hier davor eingebaut war, konnte man kaum sitzen, geschweige denn baden. Doch nun, obwohl unsere Badezimmernische die wahrscheinlich kleinste Nasszelle von Wien ist, können wir sogar zu zweit bequem ein Bad nehmen. In der Regel baden wir abends und besprechen den Tag nach.

Das Badezimmer hat uns wirklich sehr beschäftigt, denn all die Jahre über war es winzig und unbequem. Zudem war die Sitzbadewanne so flach, dass entweder die Beine an der frischen Luft waren oder der Oberkörper. Das war kalt und frustrierend. Also haben wir beschlossen, uns ein kleines Hallenbad zu bauen. Und man kann sich gar nicht vorstellen, wie viele Körbe man einstecken muss, bis man einen Baumeister oder Installateur findet, der sich über so eine Bauaufgabe drübertraut!

Die meisten Möbel sind klein und kompakt, viele davon wurden von Koglers Ehemann Michikazu Matsune sogar selbst gebaut.
Fotos: Lisi Specht

Im Rückblick muss ich sagen: Unser Herr Otto, zehnter Bezirk, war einfach der Beste! Wir wohnen im vierten Bezirk in der Nähe vom Hauptbahnhof und haben die Wohnung vor einigen Jahren über ein STANDARD-Inserat gefunden. Ja echt! Früher einmal muss hier ein Farbenliebhaber gewohnt haben. Es gab hellgelbe Wände, blitzblaue Fenster und türkise Türen. Das hat schon ausgesehen nach jemandem, der einen bestimmten Geschmack hatte – nur halt nicht meinen. Mich hat das ziemlich erschreckt. Aber Michikazu war cool und meinte, daraus ließe sich was machen! Also haben wir den Mietvertrag unterschrieben.

Die Wohnung hat rund 70 Quadratmeter, schaut aufgrund des schmalen und offenen Grundrisses aber viel, viel größer aus. Das liegt auch daran, dass wir, nachdem unsere Tochter ausgezogen war, die Wand zu ihrem Zimmer entfernt haben. Dennoch: 70 Quadratmeter sind kein Riesending, und so haben wir uns im Laufe der Jahre eine gewisse Wohndisziplin angeeignet: Immer, wenn etwas Neues hineinkommt, muss etwas Altes hinaus.

Manchmal meine ich es damit sogar etwas zu gut. Vor Ewigkeiten habe ich Michikazu zum Geburtstag ein Fotobuch geschenkt, und viele Jahre später ist mir vorgekommen, er brauche das nimmer, und habe es weggegeben. Wiederum viele Jahre später hat er es gesucht, aber da war es schon weg. Ich glaube, er hat das nicht so lustig gefunden. Seit damals bemühe ich mich, mich in meiner übermäßigen Disziplin zu disziplinieren.

"Ich liebe diese Do-it-yourself-Möbel", sagt Kogler. "Und billig sind sie obendrein."
Fotos: Lisi Specht

Ähnlich diszipliniert sind wir bei den Farben und Möbeln. Alles ist weiß, hellgrau, zartrosa und in hellen, luftigen Tönen gestrichen. Die meisten Möbel sind klein und kompakt, und zwar so kompakt, dass man so etwas kaum im Geschäft findet. Michikazu ist ein leidenschaftlicher Möbelbauer und hat die Hocker, den Esstisch und sogar das Sofa selbst gebaut. Stundenlang wird dann der richtige Lackton angemischt, bis es passt. Ich liebe diese Do-it-yourself-Möbel! Und billig sind sie obendrein.

Ich habe untertags und an Vorstellungsabenden so viel mit Menschen zu tun, dass ich mich am Abend freue, die Tür zuzumachen und allein zu sein. Daher sind die Fenster auch alle in den Innenhof orientiert – ohne Lärm und städtische Ablenkung. In gewisser Weise ist das ruhige Wohnen und Baden mit hellen, reduzierten Pastelltönen und wenigen Gegenständen um mich herum so etwas wie die disziplinierte Verräumlichung meiner selbst." (21.10.2019)