Der Starttermin des Solar Orbiter musste zwar mehrmals verschoben werden, doch jetzt geht es in die Zielgerade.
Illustration: ESA/ATG medialab

Ottobrunn/Wien – Jetzt dauert es nicht mehr lange: Im Februar 2020 soll der Solar Orbiter, die neue Sonnensonde der ESA, an Bord einer Atlas-5-Rakete in Cape Canaveral starten. Zu Beginn des neuen Jahrtausends konzipiert, ist es das Ziel der mindestens auf zehn Jahre angelegten Mission, Sonneneruptionen und den Sonnenwind zu erforschen.

Die erste Etappe seiner Reise muss der Orbiter aber noch im Gravitationsfeld der Erde absolvieren: Nach einer Verabschiedung bei Airbus im bayrischen Ottobrunn wird die Sonde in den kommenden Tagen in die USA gebracht.

Die Beteiligten

Airbus Defence and Space hat die Sonde im Auftrag der Europäischen Weltraumorganisation ESA gebaut. Sie enthält insgesamt zehn Messgeräte, die aus Großbritannien, Spanien, Belgien, Frankreich, Deutschland, der Schweiz, Italien und den USA beigesteuert wurden.

Aus Österreich ist das Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Graz beteiligt. Es wurde mit der Antennenkalibrierung beauftragt, baute den Bordcomputer für das Radiowelleninstrument und ist Co-Investigator beim Magnetometer. Die Wiener Weltraumfirma RUAG Space ist für die Thermalisolation des gesamten Satelliten und für die Kühlpaneele verantwortlich, die vom Sub-Auftragnehmer Astrium Spanien geliefert wurden.

Missionsziele

Bei der Mission geht es insbesondere um den Sonnenwind und wie sich dieser in Abhängigkeit von bestimmten Ereignissen auf der Sonnenoberfläche verändert. Das sei vor allem Grundlagenforschung, sagte Eckard Settelmeyer von Airbus Defence and Space. Ein konkreter Nutzen könne aber sein, künftig das Weltraumwetter besser vorhersagen zu können. Starker Sonnenwind kann Satelliten beschädigen – schaltet man sie zum richtigen Zeitpunkt vorübergehend ab, wäre dem vorgebeugt.

Mit an Bord des Solar Orbiter wird auch das Röntgenteleskop STIX sein, das von Forschern der Fachhochschule Nordwestschweiz entwickelt wurde. Das Instrument soll Röntgenbilder der Sonne aufnehmen und damit die Frage klären, wie sich bei Sonneneruptionen geladene Teilchen auf sehr hohe Geschwindigkeiten beschleunigen und im Weltraum ausbreiten.

Zweijährige Reise

Der Solar Orbiter wird zwei Jahre und mehrere Swingby-Manöver an Erde und Sonne brauchen, um die endgültige Bahn für seine Messungen zu erreichen, wie Settelmeyer erklärte. Auf dieser Bahn wird die Sonde Temperaturen von minus 180 bis plus 600 Grad ausgesetzt sein. "Währenddessen versucht man, die Elektronik in etwa auf Wohnzimmertemperatur zu halten und die Detektoren so kühl wie möglich zu haben", beschreibt der Experte eine der technischen Herausforderungen.

European Space Agency, ESA

Ab dem dritten Jahr der Mission soll die Sonde die Ebene verlassen, in der die Planeten die Sonne umkreisen. So soll der Orbiter auch die Pole der Sonne untersuchen können. (red, APA, 19. 10. 2019)