Tigres-Spieler Eduardo Vargas hatte schon aktivere Gegenspieler vor sich.

Foto: APA/AFP/VICTOR CRUZ

Sebastian Rodriguez schaut zu, wie Guido Rodriguez einen Pass spielt.

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Vargas bejubelt einen seiner beiden Treffer.

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Wenn ein Fußballteam nach nicht einmal vier Minuten 0:2 hinten ist, wird ihm gerne vorgeworfen, nicht in die Zweikämpfe gefunden und zu teilnahmslos agiert zu haben. Selten passte die Beschreibung besser als Freitagnacht in der mexikanischen Liga im Spiel zwischen Veracruz und Tigres (1:3). Denn das Heimteam stand bei Anpfiff zwar auf dem Spielfeld, nahm aber in den ersten vier Minuten und 20 Sekunden aus Protest gegen ausstehende Gehaltszahlungen nur minimal am Spiel teil, wie "ESPN" berichtet.

Keine Gegenwehr

Und so entwickelte sich eine kuriose Anfangsphase, in der Heimgoalie Sebastian Jurado zunächst mal eine Minute den Ball hielt. Dann entschied sich Tigres dazu, das Spiel in die Hand zu nehmen und zwang Jurado zum Ausschuss. Eduardo Vargas traf schließlich nach 1:39 Minuten aus 35 Metern ins Tor. Torwart Jurado zuckte nicht einmal. Der ehemalige französische Teamspieler Andre-Pierre Gignac legte in Minute 3:55 nach. Auch sein Schuss aus großer Distanz schien Gegenspieler und Torwart nicht sonderlich zu interessieren.

Matchbeginn und 1:0.

Erst nach 4:20 beendete Veracruz den Streik und nahm wieder am Spiel teil. Kurz darauf kassierten die Hausherren das 0:3 durch Vargas (8.). Colin Kazim-Richards gelang in der letzten Minute der Ehrentreffer.

Kein Geld, keine Kühlpacks

Die mexikanische Spielergewerkschaft hatte bereits Anfang der Woche den Streik angekündigt. Manche Spieler hätten seit April kein Gehalt mehr bekommen. Der Verein könnte sich nicht einmal mehr Kühlpacks bei Verletzungen leisten. Deshalb wollte Veracruz ursprünglich erst gar nicht zum Spiel erscheinen. Daraufhin drohte die Liga aber mit Zwangsabstieg. Deshalb entschieden sich die Hausherren zum Protest in der Anfangsphase.

2:0.

Nach dem Spiel waren sich Veracruz und Tigres aber uneinig darüber, für wie viele Minuten der Protest abgesprochen war und ob sich die Gäste korrekt verhalten hätten, indem sie die Passivität des Gegners ausgenutzt haben. Veracruz-Stürmer Angel Reyna sagte zu "TV Azteca", dass der Gegner vom geplanten Boykott der Anfangsminuten informiert gewesen sei. Tigres-Kapitän Guido Pizarro gab an, einer einminütigen Pause zugestimmt zu haben, aber nicht länger. "Dafür sollte man uns nicht beschuldigen", sagte er. Der wahre Protest hätte sich ja gegen Veracruz-Eigentümer Fidel Kuri gerichtet.

"Lachnummer der Welt"

Kuri sagte ESPN, dass die Spieler ein Recht auf den Streik gehabt hätten, dies aber nicht abgesprochen gewesen sei. Die Anfangsphase war ihm "peinlich gegenüber den eigenen Fans. Wir waren wieder einmal die Lachnummer der Nation, in dem Fall sogar der Welt".

Veracruz ist seit 40 Ligaspielen sieglos und wäre bereits letztes Jahr abgestiegen. Die Liga wurde dann aber auf 20 Teams aufgestockt. In der aktuellen Saison ist das Team mit vier Punkten aus zwölf Spielen Schlusslicht. (red, 19.10.2019)