Eike Schmidt erklärt seine Sicht auf die KHM-Absage – und kann die negativen reaktionen "nicht nur negativ sehen".

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Wien – Sabine Haag will nach wie vor nichts zu den vergangenen Wochen sagen. man befinde sich in laufenden Vorgängen, winkt sie ab. Anders Eike Schmidt. "Wären die nicht wütend geworden, hätte das ja bedeutet, dass sie sich von mir nichts erwartet haben. Insofern kann ich das nicht nur negativ sehen", kokettierte dieser jüngst im Deutschlandfunk Kultur über seine kurzfristige Absage ans Wiener Kunsthistorische Museum.

Den nunmehrigen Interimsposten von Sabine Haag als Direktorin hält er zudem für nicht so undankbar, es sei schließlich eines der besten Museen der Welt. Sie habe dort in der Zwischenzeit noch große Ausstellungen wie jüngst zu Caravaggio und Bernini eröffnet, insofern sehe er nicht, was daran so undankbar sein sollte.

"Ehestmöglicher" Antritt

Knapp drei Wochen nach dem Rückzieher des designierten KHM-Generaldirektors Eike Schmidt hat das Kulturministerium den Posten, den Sabine Haag derzeit interimistisch übernommen hat, offiziell ausgeschrieben. Bewerbungen für die wissenschaftliche Geschäftsführung des Museumsverbands sind bis zum 1. Dezember einzureichen. Die Besetzung soll "ehestmöglich" erfolgen.

Der Vertrag für die Stelle an der Spitze des Kunsthistorischen Museums, das Sabine Haag ab 1. Jänner 2009 für zehn Jahre leitete, läuft fünf Jahre. Zu den Kernaufgaben zählen laut Ausschreibung "die Bewahrung, der Ausbau, die wissenschaftliche Erschließung, die Präsentation und Verwaltung der anvertrauten Zeugnisse der Geschichte und Gegenwart der Künste sowie der sie erforschenden Wissenschaften (Sammlungsgut), darüber hinaus die Bereicherung des Kulturlebens im In- und Ausland, insbesondere im Hinblick auf den großen historischen Hintergrund und seine kunst- und kulturgeschichtliche sowie kulturpolitische Bedeutung in der Gegenwart".

Zu den weiteren Aufgaben zählt u. a. auch die "Gestaltung von Ausstellungs- und innovativen Bildungsprogrammen, welche auch jene Publikumsschichten ansprechen sollen, die bisher noch nicht vom Museumsangebot Gebrauch machen". Gesucht wird eine "management- und teamorientierte Persönlichkeit, welche die Vermittlung der kulturellen und gesellschaftlichen Bedeutung der Sammlung des KHM-Museumsverbands als Teil eines umfassenden Museumsauftrags versteht". Neben einem abgeschlossenen Universitätsstudium einer einschlägigen Fachrichtung wird auch die "erfolgreiche organisatorische Führung eines Museums oder einer vergleichbaren Kulturinstitution" in einer vergleichbaren Dimension erwartet. Auch eine "hohe kommunikative und integrative Kompetenz" sind Voraussetzung für den Job.

Rufe nach Haag

Nötig geworden war die Neuausschreibung, nachdem Eike Schmidt, der seinen Direktorenposten ursprünglich bereits mit 1. Jänner 2019 hätte antreten sollen, seinen Antritt dann aber auf 1. November verschoben hatte, Anfang Oktober bekannt gab, für die Position nicht zur Verfügung zu stehen. Stattdessen blieb er Direktor der Uffizien in Florenz, wo sein Vertrag kürzlich verlängert wurde. Sabine Haag erklärte sich bereit, ihre interimistische Arbeit fortzusetzen. Zahlreiche Stimmen, darunter der Museumsbund, hatten Kulturminister Alexander Schallenberg dazu aufgerufen, Haag ohne neuerliche Ausschreibung zu bestellen, da sie damals hinter Eike Schmidt als Zweitgereihte aus dem Bewerbungsprozess hervorgegangen war. (APA, red, 20.10.2019)