Auf dem Parteitag herrschte zwar Einigkeit zwischen CDU und CSU – doch halten sich Gerüchte hartnäckig, dass Markus Söder die Kanzlerkandidatur anstreben und damit Annegret Kramp-Karrenbauer herausfordern könnte.

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Den Parteitag der CSU am Wochenende in München dürfte der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder nicht so schnell vergessen. Einerseits konnte er zufrieden sein, er wurde mit 91,3 Prozent im Amt bestätigt.

Doch inhaltlich fügte ihm seine Partei eine schwere Schlappe zu und verweigerte sich jener Frauenquote, die Söder gern eingeführt hätte. Jünger, moderner und vor allem weiblicher will der Chef die Partei machen. Im Leitantrag des Parteivorstandes war vorgesehen, dass jene 40-prozentige Frauenquote, die in der CSU bereits auf Parteivorstands- und Bezirksebene gilt, auch auf die Kreisverbände ausgeweitet werden soll.

Doch die Delegierten wollten das nicht mittragen, es gab eine skeptische Wortmeldung nach der anderen – durchaus nicht nur von Männern. Besonders viel Applaus bekam die CSU-Politikerin Hannah Lotze aus dem Kreis Berchtesgadener Land, die vehement gegen das "Narrativ von den bösen Männern" protestierte, die Frauen nicht hochkommen lassen.

Nur ein Ziel formuliert

CSU-Granden, die in die Bresche sprangen, vermochten die Stimmung nicht zu drehen, auch Söder nicht, der auf die vergangenen Wahlen verwies und erklärte: "Wir schneiden bei jungen Frauen verheerend ab." Schließlich wurde ein Kompromiss angenommen, den die Chefin der Frauen-Union, Ulrike Scharf, einbrache. Die 40-Prozent-Quote auf Kreisebene wird nun als Ziel formuliert, nicht aber als Verpflichtung.

Söder hat offenbar die Stimmung an der Basis falsch eingeschätzt. Nicht unumstritten ist auch sein neuer "grüner" Kurs mit deutlich mehr Umweltpolitik. Der Widerstand gegen die Frauenquote nach seiner Vorstellung ist ein Zeichen dafür, dass die Basis nicht bereit ist, ihm auf allen Reformwegen zu folgen.

Immerhin gab es auf diesem Parteitag keinen Streit mit der Schwesterpartei CDU. Deren Chefin, Annegret Kramp-Karrenbauer, sagte: "Wir halten zusammen, gerade in diesen schwierigen Zeiten." Der Applaus für sie fiel allerdings nur recht mäßig aus. Nicht verstummen wollen in München Gerüchte, wonach Söder die Kanzlerkandidatur anstrebt. (Birgit Baumann aus Berlin, 20.10.2019)